Nach dem Bombenattentat in Indonesien: Attentäter von Jakarta identifiziert

Hinter den Anschlägen vom Freitag vermuten Ermittler eine militante Splittergruppe. Ermittlungen zeigen, dass ein Hotelzimmer offenbar zur "Kommandozentrale" der Bombenleger wurde.

In Jakarta ist das zerstörte Luxushotel zur Touristenattraktion geworden. Bild: ap

BANGKOK taz | Die Ermittlungen der indonesischen Polizei zeigen offenbar erste Erfolge: Zwei Tage nach den Bombenanschlägen auf die Luxushotels JW Marriott und Ritz-Carlton in der Hauptstadt Jakarta hat die Polizei einen der Attentäter identifiziert. Den vollen Namen mochten die Behörden noch nicht preisgeben, ein Sprecher nannte am Sonntag nur den Anfangsbuchstaben "N".

Das könnte jener Mann gewesen sein, der sich kurz vor den Attentaten unter dem Decknamen Nurdin Aziz im Marriott eingemietet hatte, berichtete die indonesische Tageszeitung Jakarta Post. An der Rezeption hatte der Mann Bargeld in Höhe von 1000 US-Dollar hinterlegt, da er keine Kreditkarte vorweisen konnte.

Das Hotelzimmer 1808 des JW Marriott geriet offenbar zu einer Art "Kommandozentrale" der Bombenleger. Die Ermittler fanden handgeschriebene Notizen, ein Handy sowie einen Laptop, in dem sich ein weiterer, nicht detonierter Sprengsatz befand. Im Ritz-Carlton stieß die Polizei ebenfalls auf einen tragbaren Computer mit Code-Bezeichnungen.

Offenbar hatten sich die Attentäter auf diese Weise verständigt, wann sie die Sprengsätze zünden wollten. Am Freitag morgen dabei waren acht Menschen ums Leben gekommen, darunter die beiden Selbstmordattentäter. Mindestens 53 Menschen wurden bei den Anschlägen verletzt, viele davon schwer.

Die indonesischen Terrorfahnder sind davon überzeugt, dass die Anschläge auf das Konto von Noordin Mohammed Top gehen. Der Malaysier ist einer der meistgesuchten Terroristen Südostasiens. "Wenn man sich anschaut, wie sie vorgegangen sind, ist klar, dass dies das Werk von Noordin M. Top ist", so der Chef der Terrorabwehr im Sicherheitsministerium, Ansyaad Mbai. Indizien dafür seien der Einsatz von Selbstmordattentätern, Anschlagsziele, die vor allem westliche Ausländer treffen sollten, sowie die Machart der Bomben. Diese waren aus ähnlichem Material gebaut, wie es drei Tage vor den Anschlägen während einer Razzia in einer Islamschule und dem Haus eines Lehrers in Zentraljava gefunden worden war. Bei dem Lehrer handelt es sich um Noordin M. Tops Schwiegervater.

Als sogenannter "Money Man" gehörte Noordon M. Top einst zum Führungszirkel des regionalen Terrornetzwerkes "Jemaah Islamiyah" (JI). Er gilt als der Mann im Hintergrund und einer der Drahtzieher der Anschlagsserie zwischen 2002 und 2005 in Indonesien. Insgesamt waren damals mindestens 250 Menschen ermordet worden. Heute ist er Anführer einer JI-Splittergruppe. Experten sprechen jetzt von dem so genannten "Noordin Netzwerk".

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