Kommentar VW und Porsche: Wolfsburg bleibt Automeister

Die Welt braucht keine größenwahnsinnigen Manager, sondern sparsame und möglichst umweltverträgliche Fahrzeuge.

Wolfsburg ist nicht nur deutscher Fußballmeister, Wolfsburg bleibt auch deutscher Automeister: Im Kampf zwischen VW und Porsche um die Macht in einem gemeinsamen Konzern scheint sich nun VW durchgesetzt zu haben. Kommt es so - offiziell entscheiden die Gremien nächste Woche -, wird der Jubel in Wolfsburg wie nach dem erstmaligen Gewinn der Fußballmeisterschaft riesengroß sein. Zu Recht.

Denn dass das relativ kleine Unternehmen Porsche, mit seinem ehrgeizigen Chef Wendelin Wiedeking, Europas größten Autokonzern schlucken soll, war von Anfang an eine größenwahnsinnige Idee - der Schwanz wollte mit dem Hund wedeln. Was im richtigen Leben nicht funktionieren kann, war in der Welt der Wirtschaft bis zum Zusammenbruch des weltweiten Finanzkartenhauses üblich; leichtfertig erhaltene Kredite und pure Zockerei machten es möglich. Dieses Spiel ist wohl aus, und es gibt keinen Grund, Wiedeking eine Träne nachzuweinen.

Schließlich war er es, der mit kaum verhohlener Arroganz die VW-Belegschaft gegen sich aufbrachte: Das VW-Mitbestimmungsmodell wollte er ebenso schleifen wie das VW-Gesetz, das dem Land Niedersachsen als Miteigentümer des Konzerns Sonderrechte einräumt. Beide Besonderheiten haben dazu geführt, dass VW ein in der Region tief verwurzelter, profitabler Weltkonzern ist, der nicht nur Oberklasse-, sondern auch - zum Teil durchaus effiziente - Fahrzeuge für den Massengebrauch herstellen kann.

Die gewinnträchtige Luxusmarke Porsche, die sich trotz Krise immer ein paar Reiche leisten können, passt nun gut ins VW-Gesamtkonzept seiner Modellpolitik. Daran aber sollte VW weiter feilen, wenn die Abwehrschlacht gegen den feindlichen Übernahmeversuch durch Porsche gewonnen ist: Die Welt braucht keine größenwahnsinnigen Manager, sondern sparsame und möglichst umweltverträgliche Fahrzeuge. Die Porsche-Probleme sind dabei Peanuts.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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