Konjunkturprognose: Krise hält 2010 noch durch

Die Wirtschaftsexperten des IMK dämpfen die Hoffnungen auf eine schnelle Erholung Deutschlands von der Weltwirtschaftskrise.

Auch im nächsten Jahr wird vieles stillstehen - so wie hier am Hamburger Hafen. Bild: ap

BERLIN taz | Nach den Aufträgen und der Industrieproduktion zeigt auch der Außenhandel wieder erste Lebenszeichen. Im Mai exportierten die deutschen Unternehmen 0,3 Prozent mehr Güter als im April. Anton Börner, der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen sagte am Donnerstag, nun spreche "einiges für eine Bodenbildung". Die Experten des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) dagegen halten ein Ende der Krise trotz der letzten Meldungen über die wieder anziehende Wirtschaftstätigkeit für "noch nicht absehbar". Ihrer Einschätzung nach wird die Wirtschaft in Deutschland in diesem Jahr um insgesamt 6,5 Prozent schrumpfen. Das ist noch einmal ein halber Prozentpunkt mehr, als sie bei der Gemeinschaftsdiagnose der führenden Institute im Frühjahr vorausgesagt hatten.

IMK-Direktor Gustav Horn sagte, er erwarte, dass die Konjunkturkurve wie eine "asymmetrische Badewanne" verlaufe. Dabei sei unklar, "wie asymmetrisch sie wird", also wie lange die Kurve unten bleibt. Ökonomen kennen sonst nur Verläufe, die schnell wieder nach oben zeigen: Als geläufige Formen gelten V, W, L oder U.

Dabei geht Horn davon aus, dass die Maßnahmen aus den staatlichen Konjunkturpaketen in der zweiten Jahreshälfte anfangen zu wirken. Deshalb dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion zwar abermals zurückgehen - allerdings "merklich verlangsamt". Erst 2010 könnten die Exporte etwas anziehen, weil vor allem die asiatischen Länder dafür sorgen, dass die Weltwirtschaft wieder wächst.

Zugleich rechnen die IMK-Experten damit, dass der private Konsum, der mit einem Plus von 0,2 Prozent neben dem Staatsausgaben im laufenden Jahr die einzige stützende Komponente ist, 2010 um 1,4 Prozent zurückgeht. Hauptgrund: die "dramatisch zunehmende Arbeitslosigkeit". Die Quote dürfte 2009 8,2 Prozent betragen und im kommenden Jahr auf 10,3 Prozent ansteigen. Obwohl die Wirtschaftsleistung 2010 nur noch um 0,4 Prozent zurückgehe, schlage die "Krise dann voll auf den Arbeitsmarkt durch", so Horn. Ende 2010 könnten rund 4,7 Millionen Menschen ohne Stelle sein.

Im Krisenmanagement sieht Horn allerdings "eine beunruhigende Sprunghaftigkeit und Widersprüchlichkeit". Zeitgleich klage man über Staatssschulden und fordere Steuersenkungen. Oder diskutiere über eine Inflation, "während wir aktuell tatsächlich am Rande einer Deflation stehen". Tatsächlich meldete das Statistische Bundesamt am Donnerstag, dass die Preise auch im Juni nur um 0,1 Prozent gestiegen seien. Im Mai waren sie sogar stabil geblieben.

Notwendig, aber wenig wahrscheinlich sei ein drittes Konjunkturpaket, folgern die IMK-Forscher. Hoffnung setzen sie deshalb vor allem auf die EZB - und eine weitere Senkung des Leitzinses von einem auf null Prozent.

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