Chaos im Berliner Nahverkehr: S-Bahn-Chef muss wohl gehen

Der Geschäftsführer der Berliner S-Bahn GmbH, Tobias Heinemann, muss höchstwahrscheinlich seinen Posten räumen. Die Deutsche Bahn AG zieht damit die Konsequenz aus erheblichen Ausfällen im Betrieb.

Fuhren in letzter Zeit auch mal ungeprüft: Die Berliner S-Bahnen. Bild: ap

BERLIN dpa/ap | Die Bahn will S-Bahn-Chef Tobias Heinemann seines Postens entheben. Weitere Entlassungen an der Spitze der S-Bahn seien ebenfalls nicht ausgeschlossen, hieß es in Bahnkreisen. Die Deutsche Bahn AG zieht damit die Konsequenz aus den Versäumnissen bei Sicherheitsüberprüfungen in dem Tochterunternehmen, die seit Tagen zu erheblichen Ausfällen im Betrieb geführt hat. Erwartet wird, dass die Bahn nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Nachmittag den Beschluss bekanntgibt.

Nach einem Unfall am 1. Mai aufgrund eines Radbruchs hatte die S-Bahn-Führung umfangreiche Sicherheitsüberprüfungen zugesagt, aber nicht durchgeführt. Daraufhin hatte das Eisenbahn-Bundesamt am Montag mehr als ein Drittel der Züge aus dem Verkehr gezogen. Ausfälle ganzer Linien und Verspätungen waren die Folge.

Heinemann hatte noch am 26. Juni betont, die Überprüfungen würden "gestrafft" durchgeführt, und Verkehrsbehinderungen seien nicht zu erwarten. Das Vorgehen hatte der Bahn Vorwürfe aus Politik und Gewerkschaften eingebracht, sie vernachlässige aus wirtschaftlichen Gründen die Sicherheit. Genau dies nicht zu tun, hat der neue Bahnchef Rüdiger Grube seit Amtsantritt wiederholt zugesichert.

Nun müssen aber am dritten Tag in Folge die Nutzer der Berliner S-Bahn auf teilweise erhebliche Einschränkungen des Verkehrsangebotes einstellen. Grund dafür sind die vom Eisenbahn-Bundesamt am Montagabend angeordneten Untersuchungen an den Rädern von mehr als 600 Zügen. Planmäßig fahren am Donnerstag nach Angaben der S-Bahn Berlin GmbH lediglich die Linien S 41/42 auf dem Ring, S 46, S 7, S 8 und S 9. Die Linien S 45 und S 85 fallen aus. Auf den übrigen Strecken gibt es wieder nur einen Zwanzig-Minuten-Takt.

Das Eisenbahn-Bundesamt in Bonn hatte am Montagabend in einer in Deutschland bisher beispiellosen Aktion 190 Viertelzüge der S-Bahn mit jeweils zwei Waggons aus dem Verkehr gezogen, weil das Unternehmen zugesicherte technische Überprüfungen nicht durchgeführt hatte. Betroffen sind Züge der modernsten Baureihe 481. Ein Zug dieses Typs war am 1. Mai in Kaulsdorf nach dem Bruch einer Radscheibe entgleist. Die Bahn hatte sich deshalb verpflichtet, die Räder dieser Zugreihe künftig jede Woche zu kontrollieren, dies aber in vielen Fällen nicht getan.

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