Polizeiruf 110: Goodbye, Schwerin

Hungrige Kinder, Kupferleitungsklau, russische Mafia. In der letzten Folge des Schweriner Polizeirufs ermitteln die Kommissare Hinrichs und Tellheim wieder mal ganz unten.

Hinrichs Vater und Jens Hinrichs in der Suppenküche. Bild: ndr/stefan erhard

Schwerin im Begriff der Auflösung: In den vielen Fabrikruinen rund um die Stadt werden Wände aufgeklopft und die letzten Kupferleitungen rausgerissen - für den Schwarzmarkt in Polen und Russland. Und die Kommissare Hinrichs (Uwe Steimle) und Tellheim (Felix Eitner) werden selbst abgebaut - dabei müssen sie einen Mord aufklären, der im Zusammenhang mit dem grassierenden Buntmetallklau steht.

Nichts geht mehr in Schwerin; Ende des Jahres eröffnet dafür ein TV-Revier samt neuem Team (u.a. Anneke Kim Sarnau) in Rostock. Man hätte es ahnen können, denn das traurige Ende schwang schon immer im „Polizeiruf“ aus Schwerin mit. Wendeoptimismus hat sich hier nie so recht breit gemacht; statt Aufbau Ost gab es nur hübsch kaschierten Abbau, statt blühender Landschaften nassgraue Impressionen von der Mecklenburger Seenplatte.

Nach der Wiedervereinigung starben und gingen die Ermittler. Nur Vogelkundler und Zahlenpedant Hinrichs hielt sich hier 15 Jahre, um die Wessi-Kollegen auf der Durchreise in die Ornithologie und Ökonomie der Region einzuführen. Die Gefechte, die sich Ossi-Original und Hinrichs-Darsteller Steimle mit dem NDR in Hamburg lieferte, sind schon legendär. Jetzt hat er den Kampf verloren - der Steher muss gehen.

Verständlich, dass Hinrichs in dieser letzten Folge nicht zum Feiern zu Mute ist. Knauserig knabbert er an Kuchenrändern, die er gleich im Dutzend beim Bäcker um die Ecke erstanden hat. Die ersten Opfer von Armut sind in dieser Abwicklungsepisode aus Schwerin aber die Kleinsten.

In Suppenküchen füllen sie sich ihre leeren Bäuche, während der saufende Vater (Lars Eidinger aus dem Berlinale-Erfolg „Alle anderen“) zu Hause rumsitzt und sich auf die nächtliche Buntmetall-Beutetour vorbereitet. Und weil die russische Mafia mitmischt, gibt es bald Tote.

Als Krimi ist der Polizeiruf „Die armen Kinder von Schwerin“ (Regie und Buch: Christine Hartmann, Co-Autor: Eckhard Theophil) ziemlich bescheiden, als Abschiedsgruß aus dem sozial beflissensten aller Reviere berührt er trotzdem. Tschüss sagen die Ermittler am Ende des erfolgreich gelösten letzten Falles nicht. Dafür schanzen sie der verarmten Familie 20.000 Euro Belohnung zu. So ist es hier oben im nassklammen Nordosten nun mal: Geld sagt mehr als Worte.

Polizeiruf „Die armen Kinder von Schwerin“, Sonntag 20.15 Uhr, ARD

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