Kommentar: Torte für den Intendanten

Auch das Kulturressort muss sparen - und gibt gleichzeitig wegen Musicalträumen des Intendanten viel zusätzliches Geld fürs Theater aus. Nicht jedoch für eine vorzeitige Entlassung des Verantwortlichen

Noch einmal 8,8 Millionen Euro sollen die Senatsressorts jetzt einsparen. Da macht es sich umso peinlicher, dass die beiden größten Kulturtanker gerade einen Subventions-Mehrbedarf anmelden - und bewilligt bekommen.

Auch, weil das wieder jene Gegenrechner auf den Plan rufen wird, die alle künstlerischen Aktivitäten ohnehin für Luxus halten, solange beispielsweise die Schulbücher unter aller Sau sind, das Kita-Personal darbt und das geplante Sozialticket zu teuer kommt.

Alles Banausen? Das lässt sich so nicht mehr sagen. Und dafür hat das Bremer Theater gesorgt, vor allem mit des Intendanten Lieblingskind, dem Luxusprojekt Marie Antoinette. Die aus dem Hochglanz-Geist des Marketing geborene Musical-Produktion sollte zahlungskräftige Kunden von außerhalb herlocken und die Stadttheater-Funktion kultureller Grundversorgung nicht erfüllen. Nur letzteres ist ihr gelungen.

Der Verdacht dass dieses fette Stück Sahnetorte mit dem Brot der Kleinen finanziert ist, drängt sich auf - weil ja auch das anerkannt unterfinanzierte Kulturressort 500.000 Euro einsparen soll. Haushaltstechnisch und rechtlich wird ihm das bei der Projektmitteln am ehesten gelingen - mit denen sich die Aktivitäten der freien Kunst- und Theater-Szene über Wasser und die Stadt lebendig halten.

Der Theater-Intendant hingegen ist fein raus: Eine vorzeitige Vertragsauflösung spart schließlich kein Geld, sondern kostet Abfindung. Den Makel allerdings, dass er seinen Posten nur aus diesem einen Grund behält, wird er nicht mehr los.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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