WIE SIND WIR DENN DRAUF?
: 399,95 Euro? Deine Mutter!

Da gibt es diese Kopfhörer. „Beats by Dr. Dre“ heißen die. Achten Sie auf schwarz-rote oder weiße Geräte mit einem großen kleinen b: Sie werden feststellen, dass verdammt viele Menschen damit rumrennen. Der Proll in der U 8, der Anzugträger im Café oder Ihr Lieblingssportler. Schauen Sie auf die Auswechselbank von Alba oder Hertha: Mindestens einer hat die Dinger um die Ohren.

Produzent und Rapper Dr. Dre ist der Pep Guardiola des HipHop: 100 Millionen verkaufte Alben. 2012 brachte er nicht eine Platte raus, aber dank seiner Kopfhörer hat der Doktor mehr Kohle gescheffelt als jeder andere HipHopper. Und auch wenn seine Anwaltsarmee mich dafür vor Gericht zerrt: Die Dinger sind scheiße. Also nicht so scheiße, dass ich nicht auch gern welche hätte, ABER: Sie sind niemals 300 Euro wert! So viel kostet das Standardmodell. Für 100 Euro gibt es genauso guten Sound von weniger namhaften Herstellern.

Wieso schmeißen die Menschen einem Multimillionär so bereitwillig 300 Euro in den Rachen? Klar, der Name. Wir leben in einer Markengesellschaft, verstehe ich. Menschen glauben Apples diffusem Heilsversprechen und kaufen überteuerte Notebooks. Verstehe ich auch. Tuchfetzen für 1.000 Euro, aber Gucci. Statussymbol, verstehe ich alles. Aber wieso funktioniert das bei Musik? Da lassen wir uns doch nicht erzählen, was gut klingt. Das Ohr ist unkorrumpierbar. Die letzte Bastion der Wahrheit in Körpern, die mit LED-Licht wach und mit Genfutter satt gehalten werden.

Recherche auf der Beats-Website. „Wir sind die Wahrheit der Musik“ ist der Slogan, der einen empfängt. Sehr sympathisch. Kooperation mit Chrysler. Könnte euch so passen. Das Modell „Pro“ für 399,95 wird „in allen wichtigen Studios zum Mischen verwendet“. Deine Mutter! Fernbedienung am Kabel, um Anrufe anzunehmen, ohne die Kopfhörer abzusetzen. Schon cool. Aber die hatte mein No-Name-Gerät bereits vor fünf Jahren. Ein Sportmodell. Sieht tatsächlich aus, als würden die beim Rennen halten. Was kosten die? 149,95 Euro. Hm, klingt schon besser … Schnell weg, bevor ich etwas Dummes tue. DMITRIJ KAPITELMAN