Übernahme der Hypo Real Estate: Flowers will nicht verkaufen

Der US-Investor Flowers will seine HRE-Anteile behalten und nicht an den Bund verkaufen. Der hält inzwischen 16 Prozent. Einer drohenden Enteignung der Aktionäre sieht Flowers gelassen entgegen.

Erst als Sachverständiger im März im Finanzausschuss des Bundestages, jetzt Gegner der HRE-Pläne des Bundes: Finanzmagnat Christopher Flowers. Bild: dpa

MÜNCHEN ap | Der US-Investor Christopher Flowers schlägt das Übernahmeangebot des Bundes für seine Anteile an der Hypo Real Estate (HRE) aus. "Von J.C. Flowers beratene Investoren, die mehr als 14 Prozent aller HRE-Aktien halten, haben sich entschieden, ihre Aktien zu behalten", teilte Flowers mit. Das Übernahmeangebot des Bundes an alle Aktionäre der maroden, aber systemrelevanten Pfandbriefbank läuft am 4. Mai aus.

Der staatliche Bankenrettungsfonds SoFFin hat seinen Anteil inzwischen auf 16,2 Prozent verdoppelt. Flowers und seine Partner halten zusammen 21,7 Prozent. Bei einer Hauptversammlung am 2. Juni will der SoFFin im Zuge einer massiven Kapitalerhöhung den Anteil der bisherigen Aktionäre verwässern und selbst mindestens 90 Prozent übernehmen. Gelingt das nicht, will der Bund Flowers und die anderen Aktionäre per Gesetz enteignen.

Das US-Unternehmen erklärte, es behalte sich alle Optionen gegen die Zwangsenteignung vor. "J.C. Flowers ist weiterhin davon überzeugt, dass die HRE-Aktie werthaltiger ist als 1,39 Euro" - das ist der Preis, den der Bund anbietet. Ohne Bürgschaften des Bundes und anderer Banken in Höhe von 102 Milliarden Euro wäre die Hypo Real Estate aber bereits zusammengebrochen. Flowers erklärte dagegen, der Nettobuchwert zum Jahresende habe bei 12,20 Euro pro Aktie gelegen. "Wir sind davon überzeugt, dass die HRE mit der angestrebten Restrukturierung und dem angepassten Geschäftsmodell unter dem neuen Management mittelfristig wieder ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen werden kann. Als längerfristig orientierte Investoren wollen wir das Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft begleiten", sagte Flowers.

Der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) wurde im Oktober 2008 durch das Finanzmarktstabilisierungsgesetz gegründet. Sei Ziel ist es, angeschlagenen Banken zu helfen. Dafür hat er drei Möglichkeiten: Er kann für bis zu 400 Milliarden Euro Bürgschaften für Anleihen geben, damit die Banken leichter auf dem Kapitalmarkt an Geld kommen. Bis zu 80 Milliarden Euro stehen für direkte Kapitalspritzen des Staates oder den Aufkauf fauler Wertpapiere bereit.

Die in die Krise geratene Bank Hypo Real Estate braucht zudem noch deutlich mehr direkte Staatshilfe als bisher angenommen. Aus Regierungskreisen lautet es, der Kapitalbedarf der HRE könnte nach einem Gutachten bis zu 20 Milliarden Euro betragen.

Die Rede ist von einem internen Gutachten der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), das bereits vor einigen Wochen vorgelegt worden sei. Danach werde der Kapitalbedarf der HRE in einem so genannten Worst-Case-Szenario auf 20 Milliarden Euro taxiert. In diesem Szenario wird unter anderem von einer negativen Entwicklung an den Finanzmärkten und einer weiterhin schlechten Bonität des Instituts ausgegangen. Bislang hatte die Bundesregierung nur mit rund zehn Milliarden Euro gerechnet.

Unabhängig vom Ergebnis des Übernahmeangebotes prüfe Flowers "alle Optionen im Hinblick auf die Pläne der Bundesregierung für einen Squeeze-out oder eine Enteignung der Altaktionäre. Zwei Gutachten von namhaften deutschen Rechtsprofessoren haben bereits ergeben, dass es erhebliche Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit des erlassenen Beschleunigungsgesetzes zur Finanzmarktstabilisierung und des sogenannten Enteignungsgesetzes gibt." Aktionäre anderer systemrelevanter Banken, die auch den Rettungsschirm des Staates in Anspruch nehmen mussten, würden weder zum Verkauf gedrängt noch enteignet.

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