Fiats Interesse an GM-Tochter: Rettung für Opel naht

Der Fiat-Konzern scheint bereit, die Mehrheit bei Opel zu übernehmen, hält sich aber alle Optionen offen. Gleichzeitig laufen auch Verhandlungen mit Chrysler.

Beide Konzerne können alleine schwer überleben. Bild: ap

BERLIN taz/dpa/ap/reuters | Der Fiat-Konzern ist offenbar an Opel interessiert. Offiziell haben der italienischen Autobauer und der Opel-Mutterkonzern GM zwar gestern keine Bestätigung abgegeben, aber sowohl der Betriebsratschef Klaus Franz als auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) bestätigten die Gespräche mit Fiat, die angeblich schon am kommenden Dienstag zu einer schriftlichen Absichtserklärung führen sollen. Die Arbeitnehmervertreter wollen dies aber verhindern, weil sie massive Stelleneinsparungen erwarten.

"Die IG Metall befürchtet Arbeitsplatzabbau und Werkschließung bei einem möglichen Einstieg des Fiat-Konzerns bei Opel", hieß es in einer Mitteilung der Gewerkschaft vom Donnerstag. Die von Fiat in Aussicht gestellten Investitionen seien geringer als jene Beiträge, die Arbeitnehmer und Händler in den Autobauer einbringen wollen.

Die Gewerkschaft will sich bei einem Einstieg von Fiat gegen die geplanten Einsparungen bei der Belegschaft sperren. "Einen Investor, der nicht auf Zukunft, sondern Kahlschlag bei Opel baut, würden die Opel-Beschäftigten nicht akzeptieren", hieß es. Es sei mit Protesten der Belegschaften zu rechnen.

In der Tat gäbe es bei einer Übernahme Opels durch Fiat eine große Überschneidung der Modellpallette. Beide Hersteller sind vor allem stark bei Klein- und Kompaktwagen. Damit sind die Sparmöglichkeiten groß, allerdings müssten in beiden Konzernen vorhandene Strukturen zusammengelegt werden, was einen Arbeitsplatzabbau mit sich brächte.

Zudem steckt vielen Opelanern noch die wenig erfolgreiche Zusammenarbeit Anfang des Jahrtausends in den Knochen, die 2005 endete. Kurz vorher hatte der noch amtierende Fiat-Chef Sergio Marchionne die Führung übernommen und mit Verkäufen von Unternehmensteilen und einem harten Sparkurs den größten Konzern Italiens wieder erfolgreich gemacht. Zwar verbuchte das Unternehmen im ersten Quartal einen deutlichen Verlust, dennoch sollen im laufenden Jahr schwarze Zahlen geschrieben werden.

Das Problem dabei ist weniger die Autosparte mit Marken wie Lancia oder Alfa Romeo, bei der Fiat besonders von dem derzeitigen Absatzboom bei kleinen Fahrzeugen profitiert. Vor allem aber der Einbruch beim Verkauf von Baufahrzeugen und Lkws habe für die roten Zahlen gesorgt, erklärte Fiat am Donnerstag. Zu Opel wollte sich das Unternehmen aber nicht äußern. Vor wenigen Tagen hatte Fiat-Aufsichtsratschef Luca Cordero di Montezemolo die Spekulationen um ein Interesse an Opel noch zurückgewiesen.

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen bestätigte das Unternehmen am Donnerstag, dass es weiterhin in Verhandlungen mit dem ebenfalls hochdefizitären US-Hersteller Chrysler stehe. Der Ausgang sei aber noch völlig offen. Chrysler hat seit Anfang des Jahres 4 Milliarden Dollar Finanzspritzen der Regierung in Washington erhalten. Um weitere Staatshilfen zu bekommen, muss Chrysler bis zum 30. April mit Fiat eine Partnerschaft vereinbaren und weitreichende Zugeständnisse der Kreditgeber und Gewerkschaften aushandeln. Fiat würde von einem Einstieg bei Chrysler profitieren, weil das Unternehmen bislang kaum kleine Fahrzeuge im Programm hat und Fiat neue Vertriebswege für seine Autos in den USA nutzen könnte.

Allerdings hatten die Italiener in den vergangenen Wochen den Druck auf die Gewerkschaften erhöht, indem sie auf mögliche Übernahmen und Partnerschaften mit anderen Unternehmen hinwiesen. Gut möglich also, dass die Berichte über einen möglichen Einstieg bei Opel nur dazu dienen, den Chrysler-Deal zum Abschluss zu bringen. Das Magazin Automotive News hatte jüngst aber auch über ein großes Bündnis aus Fiat, den GM-Geschäften in Europa und Lateinamerika sowie mit Chrysler spekuliert. Dieses Unternehmen wäre beim Autoabsatz zuletzt weltweit auf Platz 2 gekommen. Im vergangenen Jahr haben diese Hersteller demnach zusammen 7,05 Millionen Autos verkauft - nur Toyota setzte noch mehr ab.

Dass Fiat mittelfristig nicht allein überleben kann, hatte Marchionne bereits Ende 2008 gesagt. Unter anderem wurde bereits darüber spekuliert, das der französische PSA-Konzern (Peugeot/Citroën) mit Fiat fusioniert wird.

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