Rolf Linsler über Wahlchancen der Saar-Linken: "Die SPD ist schwer unter Druck"

Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine will nach der Saar-Wahl sein Landtagsmandat annehmen - auch ohne Chance Ministerpräsidenten zu werden, sagt Saarlands Landeschef Rolf Linsler.

"Oskar Lafontaine hat erklärt, sein Landtagsmandat auf jeden Fall annehmen zu wollen." Bild: dpa

taz: Herr Linsler, glauben Sie wirklich, dass die Linkspartei bei den Saarland-Wahlen im August besser abschneiden wird als die SPD?

Rolf Linsler: Das ist Kaffeesatzleserei. Sagen kann man aber schon heute, dass es knapp ausgehen wird. Nach den letzten Umfragen käme die SPD auf 23 Prozent, die Linke auf 22. Bei uns beginnt die heiße Wahlkampfphase aber erst nach dem Listenparteitag an diesem Samstag. Da ist noch Luft nach oben. Klar ist allerdings, dass wir zum ersten Mal in einem westdeutschen Flächenland der SPD auf Augenhöhe begegnen werden.

ROLF LINSLER, 67, ist Landesvorsitzender der Linken im Saarland. Bevor er der Partei im August 2007 beitrat, war er Mitglied der SPD. Linsler arbeitete viele Jahre lang als Gewerkschaftsfunktionär, zuletzt war er Landesvorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di im Saarland

Landesparteitag: Delegierte der saarländischen Linkspartei stellen an diesem Samstag in Saarbrücken ihre Landeslisten für die Landtagswahl im August auf. Die Bundestagswahl ist nur einen Monat später.

Landesspitzenkandidat: Platz eins auf der Liste zur Landtagswahl ist bereits gesetzt: Oskar Lafontaine. Er wurde bereits im vergangenen Jahr auf einem Sonderparteitag zum Spitzenkandidaten gewählt. Es gab keinen Konkur- renten.

Bundestagsspitzenkandidat: Auch bei der Wahl zum Listenführer für die Bundstagswahl geht Lafontaine konkurrenzlos ins Rennen. Um die Plätze zwei und drei hingegen balgt sich gleich eine ganze Schar. Zu viele Männer jedenfalls, finden die Frauen der Linkspartei. Sie berufen sich auf die Satzung, der zufolge ihnen eigentlich jeder zweite Listenplatz zusteht.

Doch nur wegen Oskar Lafontaine, der in diesem Superwahljahr sowohl als Spitzenkandidat im Saarland antreten als auch für die Bundestagswahl im September kandidieren wird.

Natürlich ist Oskar Lafontaine die herausragende Persönlichkeit. Er hat bewiesen, dass er es kann. Er war Oberbürgermeister von Saarbrücken, dann Ministerpräsident im Saarland und ist nun Bundesparteichef der Linken. Wir wären schön dumm, wenn wir seine Popularität und seinen politischen Sachverstand nicht nutzen würden.

Lafontaine ist im Saarland Spitzenkandidat. Wenn er nicht über Heiko Maas von der SPD triumphiert, will er wieder in den Bundestag einziehen. Ist das nicht Betrug an den Wählern?

Am Donnerstagnachmittag hat Oskar Lafontaine erklärt, sein Landtagsmandat auf jeden Fall annehmen zu wollen. Sollte es zu Koalitionsverhandlungen kommen, wird er daran teilnehmen und natürlich ein Bündnis gegen die CDU vorbereiten wollen.

Auch wenn die Sozialdemokraten die Linkspartei dann doch abhängen?

Das Fell des Bären verteilt man nach der Landtagswahl. Bis zur Bundestagswahl gibt es dann vier Wochen Zeit. Aber die SPD an der Saar wird in diesen vier Wochen schwer unter Druck geraten. Die Alternative zu einem Bündnis mit uns ist eine Koalition mit der CDU. Dies wird bei der SPD bestimmt zu einer Zerreißprobe führen.

Würde es helfen, wenn der stellvertretende SPD-Landeschef Eugen Roth anstelle von Heiko Maas die Verhandlungen führen würde?

Dazu sage ich nichts. Das muss die SPD selbst entscheiden. Ich fordere Heiko Maas allerdings auf, noch vor den Kommunalwahlen im Juni zu erklären, dass es ihm ernst ist mit der Ablösung der Regierung Müller. Das ist Maas allen Wählerinnen und Wählern schuldig. Programmatisch passt zwischen SPD und CDU eh kaum etwas zusammen. Mit uns hingegen fast alles: Bergbau, Wirtschaftspolitik, Bildung.

Die Grünen im Saarland haben sich bislang nicht eindeutig zu einem Linksbündnis bekannt. Wäre es deshalb nicht angebracht, die Grünen ein bisschen zu hofieren?

Hofieren werden wir die Grünen ganz gewiss nicht. Die Grünen wissen aber genau, dass ihre Wähler nach links tendieren und sie es sich deshalb gar nicht leisten können, die chaotisch-konservative Regierung von Ministerpräsidenten Müller zu stützen.

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