Kommentar Klimaverhandlungen: Das Eis schmilzt - wie die Ausreden

Obama sei Dank sitzen die USA wieder mit am Klimaverhandlungstisch. Dumm nur, dass man sich dann auch hinter ihrer Passivität nicht mehr verstecken kann...

Auf der Homepage der UNO läuft der Countdown: Noch 241 Tage - dann soll in Kopenhagen das Kioto-Nachfolgeabkommen verabschiedet werden. In Bonn ging es auf dem Weg dorthin jedoch kaum voran. Um im Dezember ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen, muss aber konkret über Zahlen gesprochen werden. Vor allem die Entwicklungsländer brauchen ein klares Signal jenseits blumiger Worte. Denn: Dass es überhaupt ein Abkommen geben wird, ist keineswegs sicher.

In den Fragen der CO2-Reduktionsziele und der Finanzierung von Klimaschutz in Schwellen- und Entwicklungsländern liegen die Meinungen weit auseinander. Gerade in der Finanzierungsfrage ist die Europäische Union gefordert, eine aktive Führungsrolle einzunehmen. Mindestens ebenso groß ist die Lücke zwischen dem, was draußen in der Natur passiert, und dem, was drinnen in den Verhandlungsräumen vor sich geht. Während in der Antarktis riesige Eisfelder auseinanderbrechen, sagen in Bonn immer noch einige Delegierte, sie seien bloß dort, um Meinungen auszutauschen.

Die Zeit wird knapp - aber auch die Anzahl der Ausreden. In Bonn saß die US-Regierung erstmals wieder aktiv mit am Verhandlungstisch. Während bislang stets mit dem Finger auf die Amerikaner gezeigt wurde, die unter George W. Bush von Klimaschutz nicht viel wissen wollten, kann sich nun niemand mehr hinter der Bremserrolle der USA verstecken. Die haben einen Schritt nach vorne gemacht und positive Dynamik in die Verhandlungen gebracht.

Allerdings: Auch die USA haben sich nicht auf Zahlen festgelegt, weder bei den Reduzierungen noch bei den Geldern - was zum jetzigen Zeitpunkt verständlich ist. Obama hat für sein neues Klimagesetz noch nicht die Zustimmung des Kongresses. Daher ist auch die Entscheidung sinnvoll, zusätzliche Verhandlungsrunden für August und November anzusetzen. Bis dahin sollte in den USA das neue Klimagesetz verabschiedet sein. Dann wäre die Zeit des Versteckens hinter den USA vorbei, auch für Länder wie Japan, die derzeit noch gar keine Reduktionsziele nennen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1982, ist seit 2010 Korrespondentin in Stuttgart. Von dort berichtet sie über die Landespolitik sowie wichtige Wirtschafts- und Gesellschaftsthemen – und natürlich immer wieder über das Dauerthema Stuttgart 21. Zuvor arbeitete sie als Klima- und Energieredakteurin im taz-Ressort Wirtschaft & Umwelt. Ausgebildet wurde sie an der Berliner Journalisten-Schule.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.