Bekloppte Wirklichkeit

„Zu Gast bei Freunden“: Thomas Ebermann und Rainer Trampert präsentieren im Polittbüro ihr neues Programm

Politische Satire hat es in den gegenwärtigen Zeiten schwer. Denn allzu oft wird die Überspitzung durch die realen Ereignisse nicht nur eingeholt, sondern sogar oft übertroffen. Daraus könnte man folgern, dass es politische Satiriker leicht haben, indem sie sich aus dem Material, das ihnen täglich medial frei Haus geliefert wird, bedienen.

Die Sache gestaltet sich jedoch tatsächlich erheblich komplizierter. Denn vor jeder Pointe in der Satire steht eine ernsthafte Analyse der Verhältnisse, ohne die Satire zur harmlosen Humorveranstaltung öffentlich-rechtlicher Ausgewogenheitskultur werden würde. So wie man sich, salopp formuliert, mit Marx in der materialistischen Analyse fragen muss, wer am Ende verdient, stellt sich in der politischen Satire die analytische Frage, wer es eigentlich ernst meint.

Thomas Ebermann und Rainer Trampert, die im Polittbüro jetzt ihr neues Programm Zu Gast bei Freunden präsentieren, sind in dieser Hinsicht so etwas wie ein satirisches Kompetenzteam. Sie haben ihr handwerkliches Rüstzeug während ihres langjährigen bundespolitischen Engagements bei den Grünen erwerben können. Dann haben sie nach ihrem Austritt aus der Grünen-Partei das Fach gewechselt, der Gegenstand ist der gleiche geblieben. Haben sie zuvor zuweilen die Politik um satirische Elemente bereichert, bereichern sie jetzt die Satire um die politische Analyse in bester Tradition linker kritischer Theorie.

Nach dem Erfolg ihres Programms „Sachzwang und Gemüt“, das mittlerweile auch in Buchform vorliegt, bedienen sie sich auch in ihrem neuen Programm der bewährten Montage von unverfälschten Originalzitaten und parteilichen Kommentierungen, die sie in einem arbeitsteilig vorgetragenen Duett vortragen. „Die Wirklichkeit ist so bekloppt, wie wir sie besprechen“ versicherte Thomas Ebermann schon anlässlich des letzten Programms. Es besteht wenig Hoffnung, dass sich die Verhältnisse seitdem zum Besseren verändert hätten. Also gute Zeiten für die neuerliche satirische Bestandsaufnahme der gegenwärtigen schlechten Verhältnisse.

Andreas Blechschmidt

18.–20.11. 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45