Energiemarkt: Bremen verliebt sich in die EWE

Den kommunalen Energieversorger SWB will Bremen in die Hand der oldenburgischen EWE geben und vertraglich die Arbeitsplätze und den Firmensitz am Standort Bremen sichern

Das Umspannwerk der SWB in Niedervieland Bild: dpa

"Es gab keinen anderen Interessenten", so schlicht zeichnete die Bremer Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) gestern die Lage: Die Oldenburger EWE war die einzige Interessentin an den zum Verkauf angebotenen Anteilen der Stadtwerke / SWB und Bremen hat mit der EWE eine weitreichende strategische Partnerschaft vereinbart.

Dass Andere so zurückhaltend waren, liegt sicherlich auch daran, dass mit dem Angebot der Essent an Bremen, 51 Prozent der SWB-Aktien zu kaufen, kein Preis verbunden war. "Der Preis errechnet sich wie folgt", habe in dem Angebot gestanden, erzählte Linnert, "und dann folgten drei Seiten Prosa-Text". Da die SWB über die Stadtwerke Bielefeld am Kernkraftwerk Grohnde beteiligt seien, gebe es auch komplexe Risiken. Eine Spanne von 150 Millionen Euro hätten Fachleute errechnet, bis zum 30. 6. will Essent sich Zeit nehmen, den Preis in Euro nachzuliefern. Verhandeln oder auch nur schlicht reden konnte man mit Essent auch nicht, weil Essent die Schweizer Bank Credit Suisse mit den Kontakten zu Bremen beauftragt hatte - entsprechend diplomatisch zurückhaltend waren die Gespräche.

Auf dieses Spielchen hat sich der Bremer Senat nicht eingelassen. Er will das Angebot der Essent, das bis zum 7. April terminiert ist, schlicht ablehnen und seinerseits den Kauf des Aktienpaketes zu einem Gesamtpreis von 680 Millionen Euro anbieten. Davon sollen 25,9 Prozent gleich an die EWE gehen, für den Rest würde ein Partner gesucht. RWE will nicht mehr lange warten, bis die kartellrechtlichen Voraussetzungen für die Übernahme der Essent geschaffen sind, der Zeitdruck könnte dazu führen, dass Essent das Angebot annimmt. Allerdings soll RWE-Chef Jürgen Grossmann sich firmenintern schon auf 750 Millionen Euro festgelegt haben - daher rechnet man im Bremer Senat mit einer Ablehnung.

Für diesen Fall wäre Stufe zwei des Verfahrens, dass Essent ein förmliches Bieterverfahren eröffnet. Bremen hätte aus den alten Verträgen das Recht, in das Höchstgebot eines Dritten mit 11,3 Prozentpunkten der SWB-Aktien einzutreten. Das bedeutet: Ein Bieter würde für 51 Prozent bieten, könnte vermutlich aber nur 40 Prozent der Anteile am Ende kaufen können. Bremen hat sich seinerseits verpflichtet, seine 11 Prozent an die EWE weiterzugeben - jeder fremde Bieter wäre in seinen Rendite-Erwartungen von dem Mehrheitseigentümer EWE abhängig.

Vor diesem Hintergrund ist entscheidend, in welcher Verbindlichkeit die bremischen Interessen mit der EWE vereinbart werden. Dabei geht es um den Firmen- und Steuersitz, die Arbeitsplätze vor allem in den Kraftwerken und den Ausbau regenerativer Energieerzeugung. Bürgermeister Jens Böhrnsen über die Gespräche mit der EWE: "Die EWE wird ihre Geschäftsaktivitäten auf den Gebieten der Energieerzeugung sowie der Abwasser- und Abfallentsorgung am Standort Bremen bündeln. Wir konnten vereinbaren, dass die Bremer Arbeitsplätze im Telekommunikationsbereich erhalten und ausgebaut werden. " Linnert lobte ausdrücklich die EWE: "Die EWE stellt mit langfristigen vertraglichen Vereinbarungen unter Beweis, dass sie an einem dauerhaften Engagement bei der SWB interessiert ist." Die Vereinbarungen böten "die Möglichkeit, das Wachstum der SWB als Stromerzeuger aus regenerativen Quellen entscheidend zu beschleunigen." Angesprochen wurde auch der Ausbau der Fernwärmeversorgung, die Entwicklung von on- und offshore-Technologien und die Nutzung von Biomasse, Erdwärme und Photovoltaik zur Stromerzeugung.

Bremen will auf jeden Fall wie bisher eine "goldene Aktie" behalten und mit einem Sitz im Aufsichtsrat der SWB vertreten bleiben. EWE-Chef Werner Brinker kommentierte gestern mit souveräner Zurückhaltung die Lage: "Bremen hat mit seinem Vorkaufsrecht einen Trumpf in der Hand und wir sind fest entschlossen, diesen zu nutzen."

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