Menschenrechtsverletzungen in Frankreich: Polizei knüppelt ungesühnt

Wenn französische Polizisten Menschen misshandeln, haben sie wenig zu befürchten. Oft werden sie von Richtern und Staatsanwälten gedeckt, beklagt Amnesty International.

Nicht gerade zimperlich: Französische Soldaten greifen auf einem Protest durch. Bild: dpa

BERLIN taz Amnesty International (AI) hat der französischen Polizei schwere Menschenrechtsverletzungen und unzureichende Kontrolle der Sicherheitskräfte vorgeworfen. Insbesondere ethnische Minderheiten, Migranten und Asylsuchende seien in Frankreich Opfer polizeilicher Übergriffe und Misshandlungen.

Wenn französische Polizisten Menschen in ihrem Gewahrsam misshandelten, folterten oder gar töteten, hätten sie wenig zu befürchten. "In Frankreich herrscht de facto Straflosigkeit für Polizisten, die Menschenrechte verletzen", erklärte AI im neuen Frankreich-Bericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Hohe Polizeibeamte, Richter und Staatsanwälte deckten den Gewaltmissbrauch und behinderten die Ermittlungen - besonders dann, wenn die Misshandelten arabischer oder afrikanischer Herkunft seien.

Nach eigenen Angaben hat AI über 14 Jahre rund 30 Fälle von Gewaltmissbrauch durch die französische Polizei verfolgt. 18 dieser Fälle dokumentiert die Menschenrechtsorganisation in ihrem Bericht, darunter fünf Fälle von tödlichem Schusswaffengebrauch. "Es gibt ein immer wiederkehrendes Muster", beklagt AI. "Polizei, Staatsanwalt und Gerichte verweigern oder verzögern eine ordentliche Untersuchung und die strafrechtliche Verfolgung der mutmaßlichen Täter in Uniform."

Auf Anzeigen wegen Misshandlungsvorwürfen reagiere die Polizei meist mit Gegenanzeigen wegen "Widerstands gegen die Staatsgewalt". Gerade bei der Feststellung von Personalien ginge die Polizei äußerst brutal vor. Typisch seien Schläge mit Fäusten oder Knüppeln, die Nasen- und Knochenbrüche, Prellungen und andere Verletzungen zur Folge hätten. Häufig behaupteten die Misshandelten zudem, rassistisch beleidigt worden zu sein. AI beklagt, dass eine unabhängige Stelle fehle, "die Missbrauchsvorwürfen mit angemessener Kompetenz nachgehe".

Das Innenministerium in Paris wies die Vorwürfe zurück. "Kein Polizist steht über dem Gesetz", erklärte ein Sprecher. Es gebe in Frankreich keine "Toleranz" gegenüber dem Missbrauch von Polizeigewalt.

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