Stabhochspringer sucht Sponsor: Der Flitzer von Paris

Ein Nackedei läuft mit einem Stab in den Händen durch die Straßen von Paris und stellt das Video ins Netz. Stabhochsprung-Vizeweltmeister Romain Mesnil sucht so einen Sponsor.

So wie Gott ihn schuf: Romain Mesnil im Adamskostüm. Bild: screenshot/sport24.com

BERLIN taz Der kleine schwarze Balken hüpft mit, während Romain Mesnil mit einem Stab in den Händen durch die Straßen von Paris läuft. Er verdeckt gerade so seine Blöße, denn der Protagonist ist komplett nackt. Der Vize-Weltmeister und Vize-Europameister im Stabhochsprung startet auf dem Vorplatz der Sacré-Coeur auf dem Montmartre. Ein Stück von Chopin begleitet seinen Sprint durch die Autoschlangen eines großen Pariser Boulevards, durch die engen Gassen des ältesten Stadtviertels Marais, das Seine-Ufer entlang und über den Pont des Arts. Die Fußgänger werfen dem Läufer amüsierte Blicke zu und drehen sich nach ihm um.

Der Franzose hat eine neue Art der Eigenwerbung erfunden, als er am Freitag, den 27. März dieses Video auf seiner Website online stellte. Es endet mit den Worten: „Treffen am 31. März. Noch haben Sie nichts gesehen…“, und ist angeblich schon 297.000 Mal auf YouTube, 40.000 Mal auf Dailymotion angeschaut und in zahlreichen Medien erwähnt worden.

Sponsor verzweifelt gesucht - das ist die Botschaft Romain Mesnils, der in den vergangenen Tagen das Klatsch- und Tratschthema Nummer eins in Frankreich war. Außer seinem Schwiegersohngesicht kann er ein Ingenieurdiplom und mehrere Auszeichnungen aufweisen. Aber als Opfer der Wirtschaftskrise und durch sein vorzeitiges Ausscheiden bei den Olympischen Spielen in Peking steht der 31-Jährige für die bevorstehende Weltmeisterschaft in Berlin im kommenden August ohne Sponsor da. Der Vertrag mit Nike, der 11 Jahre lang lief, wurde gekündigt, was Mesnil um ein Drittel seines Einkommens bringt. Nachdem der Stabhochspringer so deprimiert war, dass er beinahe ganz mit dem Sport aufhören wollte, beschloss er schließlich, das Problem mit Humor anzugehen. Hilfestellung dabei bekam er von einer Marketing-Sportagentur, die ihn überzeugte, eine originelle Lösung zu suchen.

Alle Neugierigen, die nach dem Anschauen des Videos versucht haben, Romain Mesnil auf seinem Handy zu erreichen, stießen auf die gleiche Nachricht: „Guten Tag, hier ist der Anschluss von Romain Mesnil. Wenn Sie Details über das Video erfahren wollen, kommen Sie am 31. März um zehn Uhr ins Café Rouge in Paris.“ Dort fand eine Pressekonferenz statt, die quasi der krönende Abschluss seines Happenings war: Mesnil kündigte an, dass er auf Ebay für eine Dauer von zehn Tagen seinen Körper zum Verkauf anbieten würde.

Genauer gesagt bekommt das höchstbietende Unternehmen einen Sponsorenvertrag mit dem Stabhochspringer und darf sieben Monate lang seinen Markennamen auf Mesnils Kleidung lesen. Mesnil bietet außerdem auch eine Partnerschaft mit einer Privatperson an, deren Gewinnanteil an einen karitativen Verein gehen wird. Der Einsatz ist ein Platz auf seinem Trikot und ein gemeinsames Essen mit ihm. Seitdem steigen die Auktionspreise rasant an: zum aktuellen Zeitpunkt erreichen sie über 45.000 Euro für 119 Gebote. Der Athlet ist seinerseits bereit, sein Spiel bis zum Ende zu spielen. „Ich werde die Regeln der internationalen Sportvereinigung, vor allem hinsichtlich Tabak, Alkohol, beleidigender Worte usw. respektieren.“ Aber von diesen Regeln abgesehen, wird Romain Mesnil gezwungen sein, alle Vorschläge anzunehmen.

„Ich nehme das Risiko auf mich, selbst wenn ich Werbung für eine erotische Website machen müsste.“ Der letzte Werbespruch auf seinem Video, der mittlerweile auch auf Ebay zu sehen ist, wurde angepasst: “Werden Sie Sponsor von Romain Mesnil! Sein Ziel ist es, sechs Meter und darüber hinaus zu bringen. Dieses Mal – dank Ihrer Hilfe – angekleidet.“

In der Wintersportsaison hatte der Stabhochspringer die Wettkämpfe in schwarzer Sportkleidung bestritten, auf der an der Stelle, die sonst den Sponsoren vorbehalten ist, ein weißes Fragezeichen angebracht war. „Als Sportler bin ich ein Werbeträger…“, erklärt er in seinem Blog. “Aber mich hat die Krise erwischt, sie hat mich am Kragen gepackt und mir meinen Hauptsponsor genommen. (…) Wird das Fragezeichen dieses Jahr abgelöst? Oder bin ich zu alt, um große Sponsoren anzuziehen? Bin ich nicht leistungsstark genug?“ Außerdem fragt sich der Stabhochspringer, ob es vielleicht an seiner Sportart liegt, dass er keine Sponsoren findet.

Die Versteigerung endet am 10. April um zehn Uhr.

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