Kurt Krömer in der ARD: Der verkannte Anarchist

Kurt Krömer, die Unterhaltungs-Geheimwaffe der ARD, hat es mit seiner neuen Staffel "Krömer – Die internationale Show" tatsächlich auf einen Sendeplatz vor Mitternacht geschafft.

Laszive Pose, dicke Hose: Kurt Krömer, der selbsternannte "Hauptmann vom Hermannplatz". Bild: dpa

Auf den ersten Blick ist es um das öffentlich-rechtliche Fernsehen so gut bestellt wie lange nicht. Schließlich gehen 11 der 12 Grimme-Preise, die am Freitag im Marler Stadttheater verliehen werden, an Produktionen von ARD und ZDF.

Das sollte freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass in beiden Sendern die Unterhaltung nach wie vor in erster Linie eine Problemzone darstellt. Was an Qualität vorhanden ist, wird nur in Ausnahmefällen auch gepflegt, da macht auch das RBB-Aushängeschild Kurt Krömer keine Ausnahme, dessen dritte Staffel seiner "Internationalen Show" heute im Ersten startet.

Das Dilemma fängt für den selbst ernannten "Hauptmann vom Hermannplatz" schon bei der Sendezeit an. Insgesamt zwölf Folgen werden in diesen Tagen in den Studios in Berlin-Tempelhof aufgezeichnet. Ausgestrahlt werden freilich im April nur vier Folgen davon - und das zu ganz unterschiedlichen Sendezeiten. Weiter geht es erst im September, weil sich das Enfant terrible aus Neukölln den neuen Sendeplatz am späten Donnerstagabend im Ersten mit Ina Müller und Pelzig alias Frank Markus Barwasser teilen muss.

Das ist schon deshalb schade, weil Krömers anarchischer Humor und seine eigenwillige Gesprächsführung immer für Überraschungen jedweder Art gut sind. Sein Publikum liebt ihn dafür und steht gerne Schlange, um bei den Aufzeichnungen dabei zu sein, weil es auf Jahrmarkt-Atmosphäre im TV-Format rechnen kann. "Sie gehen gerne in den Puff und Ihre Frau hat nichts dagegen", wendet Krömer sich im Pinocchio-Kostüm in der heutigen Auftaktfolge an seinen Gast Martin Semmelrogge, der sich wie Rainald Grebe mit seinem Sachsen-Lied und Handballer Stefan Kretzschmar eher von der heiteren Seite zeigt.

Semmelrogge ist übrigens mit Hund erschienen, was bei Krömer nun auch angesagt scheint. Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky wird ein Schaf mit in die Sendung mitbringen, bei Heide Simonis ist plötzlich eine Schlange im Studio. Die SPD-Politikerin schlägt sich überraschend wacker. "Wenn man wie Sie durchs Leben läuft - in Streifen und Karos -, muss man tiefgründig sein."

Aber leider ist nicht alles, was in Krömers Internationaler Show gesendet wird, konzeptionell ausgereift. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich sein spontaner, authentischer Witz in 45 Minuten wie in den kleinen Einspielfilmen nicht immer voll entfalten kann. Die neue Figur des Reporters Atze Baumann erinnert zudem arg an Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling. Der erhielt übrigens dafür vor zwei Jahren die besondere Ehrung beim Grimme-Preis - davon scheint Krömer nach Lage der Dinge noch ein ganzes Stück entfernt.

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