Häfen: Bessere Schiffe, nicht billigere

Ökologische Innovationen im Schiffbau fordert die IG Metall Küste von der Maritimen Konferenz am Wochenende in Rostock. Umweltverbände kritisieren Hafenkonzept des Bundes als Stückwerk.

Die schmelzenden Auftragsbücher im skeptischen Blick: Werftarbeiter in Warnemünde. Bild: DPA

Nach Ansicht der IG Metall Küste gibt es keinen Grund für überbordenden Optimismus. Die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise sei "eine strukturelle", sagte Bezirksleiterin Jutta Blankau am Freitag in Hamburg. Dass Reeder und Verbände der maritimen Wirtschaft bislang eher von einer vorübergehenden Delle sprächen, könne sie so nicht teilen, erklärte die Chefin der Metallgewerkschafter in den fünf norddeutschen Küstenländern vor der 6. Nationalen Maritimen Konferenz am Sonntag und Montag in Rostock.

Speziell der Schiffbau stehe weltweit vor einer langen Durststrecke. Auf nahezu allen Schifffahrtsmärkten seien enorme Überkapazitäten zu erwarten, ergab eine Studie der Bremer Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS). Auch wenn das Wachstum des Welthandels wieder anziehe, werde es Jahre dauern, bis Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht geraten, sagte AgS-Forscher Thorsten Ludwig.

In den nächsten Jahren kommen noch zahlreiche neue Schiffe auf den Markt. So entspreche der Auftragsbestand für Massengutschiffe fast 70 Prozent der fahrenden Flotte, bei Containerschiffen sind es 53 Prozent. Deshalb wurde in den vergangenen sechs Monaten in Europa kein einziges Schiff mehr bestellt.

Selbst wenn die weltweite Containerschifffahrt ab dem kommenden Jahr wieder um fünf Prozent jährlich wachsen sollte - in diesem Jahr wird lediglich mit einem Prozent gerechnet - seien erst Ende des nächsten Jahrzehnts wieder neue Containerschiffe nötig. Schon heute liegen rund zehn Prozent der Flotten still.

Die schmelzenden Auftragsbestände in den Werften würden zu nicht vorgesehenen "Unterauslastungen" führen, heißt es in einer Erklärung der Betriebsräte der Werften Blohm+Voss und HDW. Dies gelte bereits für die Standorte Kiel und Emden und absehbar demnächst auch für Hamburg. Als Folgen seien ein Stopp der Leiharbeit, mehr Kurzarbeit und auf Dauer Arbeitsplatzabbau zu befürchten.

Deshalb fordert die IG Metal von Werften und Zulieferern die Entwicklung umweltgerechter und energieeffizienter Schiffe. "Das ist eine große Chance für den deutschen Schiffbau", sagte Blankau. Die Schifffahrt habe hier enormen Nachholbedarf; so stoßen die weltweit betriebenen Frachtschiffe rund 1,13 Milliarden Tonnen Kohlendioxid und zehn Prozent allen Schwefeldioxids aus. Deutschland und die EU müssten eine Vorreiterrolle einnehmen und strengere Grenzwerte für die Schadstoffemissionen von Schiffen verordnen. Das Erfolgmodell laute, "bessere Schiffe zu bauen, nicht billigere".

Derweil stößt das nationale Hafenkonzept, das Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) zur Maritimen Konferenz in Rostock präsentieren will, bei Umweltschützern auf Kritik. Der Entwurf, der die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hafenstandorte sichern soll, sei "Stückwerk", befinden der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Umweltstiftung WWF. Beide Verbände monieren insbesondere den "parallelen und unkoordinierten Ausbau" der großen Nordseehäfen Hamburg, Bremen und Bremerhaven sowie Wilhelmshaven. WWF-Expertin Beatrice Claus wirft der Bundesregierung vor, "auf die ,alten' Hafenlobbyisten zu hören, statt die Krise für Innovationen zu nutzen". Klima- und Umweltschutz kämen, kritisiert Claus, "nur als leere Floskeln vor".

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