Mit Vorbildern lernt es sich besser: Migranten unterrichten Migranten

Eine Studie untersucht, was Förderunterricht bei Migrantenkindern bewirkt. Das Ergebnis: Besonders bei LehrerInnen mit Migrationshintergrund verbessern sich ihre Leistungen.

Auf zwei Sprachen geht das Lernen besser. Bild: dpa

Für die 13-jährige Rolan war der Förderunterricht ein echter Erfolg: In Mathe sei jetzt "alles anders", berichtet die Schülerin arabischer Herkunft, die die Willy-Brandt-Gesamtschule im Berliner Bezirk Wedding besucht. Sie habe sogar die letzte Arbeit bestanden. Das verdankt sie ihrer Förderlehrerin - einer türkischstämmigen Lehramtsstudentin. "Die erklärt das auf unsere Art, nicht so auf Hochdeutsch", sagt Rolan.

Das ist ein zentrales Ergebnis einer Studie des europäischen Forums für Migrationsstudien (efms), die am Dienstag in der Berliner Schule vorgestellt wurde: Migrantenkinder lernen offenbar besonders gut, wenn sie von MigrantInnen unterrichtet werden. Die Forscher haben seit 2006 SchülerInnen mit Migrationshintergrund befragt, die Förderunterricht bekommen. Diesen Unterricht organisiert die Bildungsstiftung Mercator an bundesweit 35 Standorten. Unter dem Titel "Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund" läuft das Projekt seit 2004.

"Es gibt eine signifikante Verbesserung der schulischen Leistung der teilnehmenden Schüler", sagte Mercator-Geschäftsführer Bernhard Lorentz. Insbesondere versetzungsgefährdete Schüler verbesserten sich nicht nur sprachlich. 70 Prozent von ihnen konnten sich durch den Förderunterricht in den Kernfächern Mathe und Deutsch um mindestens eine Note steigern.

Wenn Migranten Migranten unterrichten, sind Erfolge besonders deutlich: Die Förderschüler, die von LehrerInnen mit Migrationshintergrund unterrichtet wurden, konnten sich zu 40 Prozent in ihrer Deutschnote verbessern. Hatten die LehrerInnen keinen Migrationshintergrund, waren es nur 25 Prozent.

Die 22-jährige türkischstämmige Förderlehrerin Yasmin Ercan, die Mathe und Grundschulpädagogik studiert, erklärt das so: "Viele Schüler fühlen sich wegen ihrer Herkunft ausgegrenzt, nicht akzeptiert. In den Familien gibt es oft Probleme. Ich kenne das alles aus eigener Erfahrung."

Auch die FörderlehrerInnen gewinnen durch das Projekt, zeigt die Studie. Sie können die praktische Erfahrung sammeln, die im Lehramtsstudium oft zu kurz kommt. 95 Prozent der FörderlehrerInnen gaben an, durch die Lehrerfahrung profitiert zu haben. Besonders positiv bewerteten es jene, die spezielle Schulungen erhielten. Sie waren auch erfolgreicher. Doch hier ist die Nachfrage höher als das Angebot - die Autoren der Studie betonten daher die Notwendigkeit, das Angebot auszuweiten.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), betonte gestern den "doppelten Ansatz" des Projekts. Er bilde nicht nur Schüler, sondern auch die Lehrer weiter. "An vielen Schulen gibt es einen hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Viele Lehrer sind auf diese Aufgabe nicht ausreichend vorbereitet", sagte sie. Übergeordnetes Ziel sei es, die Situation von Kindern mit Migrationshintergrund so zu verbessern, "dass es keinen Unterschied mehr gibt mit der Ausgangssituation von deutschstämmigen Kindern."

Die Stiftung Mercator hat in den vergangenen Jahren 10 Millionen Euro in das Projekt investiert. Jetzt stellt sie nochmals 2,1 Millionen für die nächsten zwei Jahre zur Verfügung. Aber nur für die Standorte, die einen Partner für die weitere Finanzierung des Programms sicherstellen können. Damit soll der Förderunterricht langfristig auch ohne Stiftung funktionieren.

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