Staatsfonds wird Großaktionär: Abu Dhabi kauft Daimler-Aktien

Das Emirat erwirbt 9,1 Prozent der Anteile am schwäbischen Luxusautobauer und verweist Kuwait auf Platz zwei im Ranking der Großaktionäre.

Zu 9,1 Prozent neuerdings eine arabische Marke: Daimler. Bild: dpa

"Beim Daimler" im Schwabenland wird das Management um Vorstandsboss Dieter Zetsche wohl nicht umhinkommen, sich bald - neben dem Hochdeutschen - mit einer weiteren Fremdsprache zu beschäftigen: dem Arabischen nämlich. Denn seit diesem Montag ist das Emirat Abu Dhabi, respektive die Fondsgesellschaft Aabar Investments PJSC, die sich im Besitz der International Petroleum Investment Company (Ipic) befindet, welche wiederum zu 100 Prozent der Regierung von Abu Dhabi gehört, der größte Aktionär beim Autobauer Daimler. Auch der jetzt nur noch zweitgrößte Anteilseigner ist ein arabisches Land: Der Öl- und Golfstaat Kuwait hält schon seit 1974 rund 7 Prozent der Aktien von Daimler.

Exakt 1,95 Milliarden Euro ließ sich die Herrscherfamilie des Emirats Abu Dhabi jetzt die Beteiligung von 9,1 Prozent kosten. Am Sonntag erst wurde man sich handelseinig; schon am Montag früh waren die neuen Aktien zum Ausgabepreis von 20,27 Euro pro Stück gedruckt und an die Araber übergeben. Im Gegenzug überwies das Emirat, das sich bereits im Oktober 2008 bei MAN Ferrostahl eingekauft und dort gleich 70 Prozent der Anteile übernommen hatte, das Geld umgehend auf das Konto von Daimler in Stuttgart. Die - fremde - Staatsbeteiligung lässt den extrem exportabhängigen Personen- und Lastkraftwagenhersteller verhalten jubilieren. Man freue sich außerordentlich, einen neuen Großaktionär begrüßen zu können, "der mit uns gemeinsam strategische Projekte auf den Markt bringt", kommentierte Konzernvorstand Zetsche den Überraschungscoup.

Gemeinsame strategische Projekte? In einer Erklärung von Daimler dazu ist von der Entwicklung von Fahrzeugen mit Elektroantrieb und einer weiteren Reduzierung der Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bei Motoren die Rede und von "innovativen Verbundwerkstoffen für die Automobilproduktion". In Abu Dhabi will Daimler auch soziale Projekte fördern. Das freut den Vorstandsvorsitzenden von Aabar, Seine Erhabenheit (SE) Khadem al-Qubaisi, der Daimler eine "Markenikone" nannte und ein "finanziell starkes Unternehmen, das weltweit für Spitzenleistungen bekannt ist". Al-Qubaisi versprach dann, die Beteiligung schon in nächster Zukunft aufzustocken. Und sicher gut gelaunt registrierte der Erhabene dann den umgehenden Kurssprung seiner neuen Aktien um gleich 8 Prozent auf 23,10 Euro schon gegen Mittag. Schließlich hatte er doch prophezeit, dass die Zusammenarbeit mit Daimler seinem Land "schon bald" soziale und wirtschaftliche Vorteile bringen werde.

Früher stand die Beteiligung ausländischer Staatsfonds an deutschen Unternehmen in volkswirtschaftlich wichtigen Branchen oft im Kreuzfeuer der Kritik; heute - in der Krise - ist davon nichts mehr zu hören. Die Bundesregierung jedenfalls "begrüßt" den Einstieg von Abu Dhabi. Das Investment sei ein "positives Signal" und eine "Anerkennung für die Leistungsstärke der Autoindustrie in Deutschland", so ein Regierungssprecher. Auch der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen, Willi Diez, glaubt, dass der Einstieg des Emirats den "von der Absatzkrise gezeichneten Konzern" jetzt stabilisieren werde. Ebenso sei der chinesische Staatsfonds CIC auf Einkaufstour in Europa, vermeldete die Zeitung Shanghai Securities News am Wochenende. Vielleicht hat er ja Interesse an Opel …

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.