CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Brüchige Erinnerungen

Tausend Euro im Monat, mehr bekommt Stubbes Tochter nicht für ihren Job als Pauschalistin bei einer Hamburger Tageszeitung. Dafür darf sie den Platz zwischen den Anzeigen mit Kaninchenzüchtergeschichten füllen. Kein Geld, keine Ehre, keine Zukunftsperspektive: Ein grimmiger Tonfall ist in den einst so freundlichen ZDF-Dauerbrenner „Stubbe – Von Fall zu Fall“ eingezogen – dabei fährt auch diese Folge betont schicke Impressionen von elbnahen Glas- und Stahlbauten der Metropole auf. Ja, so sieht sich die Medienstadt Hamburg sehr gerne selbst.

Gefällig ist die Episode „In den Nebel“ (Buch: Astrid Ströher, Regie: Peter Kahane) trotzdem nicht geworden. Von den Abstechern in die Prekariatsklitschen des hanseatischen Pressewesens einmal abgesehen, ist auch das eigentliche Thema ein düsteres: Es geht um Alzheimer und Demenz. Der Alt-Unternehmer Justus Trautmann wurde in seiner schönen Elbvorort-Villa erstochen, Zeuge war nur seine Frau (Ingeborg Westphal). Die allerdings leidet unter Gedächtnisverlust. Ihre Schuhe sind voller Blut, in ihrer Handtasche befindet sich die Tatwaffe.

Während Stubbes Tochter Christiane (Stephanie Stumph) also den Tag mit Kaninchenzüchtergesprächen über die Runden bringt, versucht sich der Kommissar (Wolfgang Stumph) an die brüchige Erinnerung der Neu-Witwe heranzutasten. Das Leiden von Sohn und Enkel über ihre dahinschwindende Mutter und Großmutter wird in diesem Familienkrimi sehr subtil inszeniert, der Ermittler kombiniert derweil Kriminalistik und Psychologie miteinander.

Über Fragmente der Vergangenheit entsteht so das Bild einer Frau, die die letzten traurigen Jahre ihres Lebens im Nebel verbracht hat, dafür aber ein paar ins poröse Gedächtnis eingebrannte Glücksmomente mit sich herumträgt. Ist das die Gnade der sonst durch und durch unbarmherzigen Krankheit Alzheimer?

„Stubbe – Von Fall zu Fall: In den Nebel“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF