Guttenberg in den USA: Opel wartet auf "seriöse Investoren"

Wirtschaftsminister zu Guttenberg verbreitet vorsichtigen Optimismus: Die Spitze von GM sei zu Zugeständnissen bereit. Es soll gar Interessenten für einen Einstieg bei Opel geben.

Demut bei der Autowahl: GM-Boss Rick Wagoner. Bild: reuters

Am 17. März 1929 - also vor genau 80 Jahren - verkauften die Söhne des Firmengründers Adam Opel ihr ererbtes, mit modernen Fließbändern ausgestattetes Autowerk in Rüsselsheim für 30 Millionen US-Dollar an General Motors (GM) in Detroit, USA. Damals wie heute herrschte Weltwirtschaftskrise. Und ohne den Investor aus Übersee hätten die Gebrüder Opel Konkurs anmelden müssen. 80 Jahre später suchen die Geschäftsleitung und der Gesamtbetriebsrat der Adam Opel GmbH Heil und Segen für Opel und die Schwestermarke Vauxhall (England) in der Herauslösung beider Firmen aus dem maroden US-Mutterkonzern, der seit Jahren Milliardenverluste macht.

Um die Bedingungen dafür auszuloten, ist Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) seit Montag in den USA unterwegs. Nach einem ersten Gespräch mit GM-Boss Rick Wagoner in Washington verbreitete Guttenberg am Montagabend sogar gedämpften Optimismus. GM sei bereit, auf Anteile an Opel zu verzichten und so den Weg auch für andere Investoren freizumachen, sagte zu Guttenberg. Zudem habe der Mutterkonzern versprochen, Opel bei dem Versuch zu unterstützen, die von GM an die US-Regierung verpfändeten Patente für den Fahrzeugbau bei Opel zurückzuerhalten. Auch 8,8 Prozent ihrer Anteile von bislang 100 Prozent an der Opel hat GM wohl als Sicherheit an die US-Regierung verpfändet.

Um zu eruieren, ob die Regierung der Vereinigten Staaten dazu bereit ist, Opel die überlebensnotwendigen Rechte an den Patenten und Konstruktionsplänen für bereits konzipierte neue Modellreihen zu überlassen, traf sich Guttenberg am Dienstagabend - nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe - mit US-Finanzminister Timothy Geithner. Die Zeit drängt: Nur noch bis Ende März ist GM zahlungsfähig, ließ Wagoner wissen. Und dass GM ohne weitere Unterstützung in Milliardenhöhe aus dem Rettungsfonds der Regierung Obama die Insolvenz drohe. Dabei geht es um Bürgschaften; Kreditgeber hat der Konzern schon gefunden.

Der neue Vorsitzende des Sachverständigenrates der Bundesregierung, Wolfgang Franz, sprach sich unterdessen gegen staatlich Opel-Hilfen aus - ungeachtet dessen, dass die Lieferzeiten für einen Neuwagen bei Opel inzwischen bis fünf Monate (Agila) betragen, der neue Insignia alle Verkaufsrekorde bricht und Opel keine Kurzarbeit angemeldet hat, sondern ganz im Gegensatz zu VW, BMW und Daimler-Benz sogar Sonderschichten fährt. Es sei "nicht Aufgabe des Staates, Opel zu retten", sagte Franz. Und dass eine Insolvenz doch gar nicht so schlimm sei: "Das Insolvenzrecht kann sehr hilfreich sein, um das Unternehmen zu retten und neue Investoren zu suchen."

Um eine Insolvenz insbesondere wegen der drohenden Zahlungsunfähigkeit von GM - die bei weiterer Unterstützung durch die US-Regierung wohl abgewendet werden kann - zu verhindern, bittet das Management von Opel die Bundesregierung um eine Bürgschaft von 3,3 Milliarden Euro zur Absicherung der für eine Übergangzeit bei der Gründung der neuen Firma Opel Europa wohl benötigten Kredite. Den Kauf von Anteilen an Opel Europa in Höhe von fast einer halben Milliarde Euro haben bereits die Opel-Händler in Aussicht gestellt; und auch andere mögliche Investoren hätten ihr Interesse an einer Beteiligung signalisiert, berichtete Guttenberg am Montagabend in Washington. Dabei seinen einige gewesen, die er als "seriös" empfunden habe. Bei allen Beteiligten sei der Wille vorhanden, "gemeinsam ein Konstrukt zu schaffen, das auch belastbar ist".

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