Kommentar Leere Ränge beim Davis Cup : Allein unter Gegnern

In Schweden müssen israelische Sportler unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen. Skandalös ist, dass Schweden behauptet, nicht die Sicherheit der Israelis gewährleisten zu können.

Israel ist ein modernes Getto mit guter Infrastruktur, himmlischem Wetter, herrlichen Früchten und einem bunten Nachtleben - aber leider von Feinden umzingelt.

Deshalb flüchten wir Israelis gerne für einige Tage in fernere Länder, um in den Genuss eines normalen Lebens zu kommen. Doch der weltweit drastischer werdende Antisemitismus macht uns auch dort immer mehr zu unerwünschten Gästen. Bleiben die israelischen Athleten im Ausland. An ihren Erfolgen und Niederlagen partizipieren wir, um auf diese Weise ein wenig Normalität zu leben.

Nun ist auch dieser Eskapismus bedroht: Seit der israelischen Gazaoperation Anfang des Jahres hat der für den türkischen Fußballclub Sivasspor stürmende Israeli Pini Balili Angst davor, das Haus zu verlassen. Die israelische Basketballspielerin Shai Doron kündigte ihrem türkischen Team, weil sie sich nicht mehr sicher fühlte, und kehrte zurück nach Israel.

Das Basketballteam von Bnei Hasharon musste in Ankara aus der Sporthalle fliehen, weil hunderte Fans das Spielfeld gestürmt und "Tod den Juden!" gerufen hatten. Vergangenen Monat verweigerte Dubai dem israelischen Tennisspieler Shahar Peer die Einreise. Das ATP-Turnier wurde trotzdem durchgeführt, nur ohne Peer.

Der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung ist das am Wochenende ohne Publikum stattfindende Davis-Cup-Match Schweden gegen Israel. Dabei ist es vernachlässigenswert, dass die israelische Mannschaft nicht in den Genuss des Heimvorteils kommt, weil aufgrund der Sicherheitslage in Israel kein Turnier ausgetragen wird und daher auch kaum Fans in Schweden dabei sind.

Der Skandal ist, dass ein europäisches Land behauptet, die Sicherheit der Israelis auf eigenem Boden nicht garantieren zu können. Und das ausgerechnet in Schweden, einem Land, das für Juden während des Zweiten Weltkriegs als sicherer Ort galt. Schweden hat sich entschieden, diesen Wettbewerb in einem Getto stattfinden zu lassen. Für die israelische Mannschaft könnte das gut ausgehen, denn im Getto fühlen wir uns zu Hause.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.