General Motors droht Konkurs: US-Autobauer vor der Pleite

Am Dienstag müssen General Motors und Chrysler Sanierungskonzepte in Washington vorlegen. Nach Analystenberichten brauchen die Konzerne noch mehr staatliche Gelder.

13,4 Milliarden US-Dollar Hilfe reichten nicht: General Motors Firmensitz in Detroit. Bild: dpa

Konkurs oder mehr Staathilfe - das sind die Alternativen, vor denen das einflussreiche Wall Street Journal die Opel-Mutter General Motors (GM) sieht. Der größte US-Autokonzern musste im Dezember schon mit staatlichen Krediten in Höhe von 13,4 Milliarden US-Dollar gestützt werden. Morgen sollen GM und der ehemalige Daimler-Schwesterkonzern Chrysler, der vier Milliarden Dollar vom Staat erhalten hat, in Washington ein Sanierungskonzept vorlegen. Davon hängt ab, ob die bis Ende März laufenden Kredite verlängert werden.

Die US-Regierung unter Präsident Barack Obama steht nun vor der unangenehmen Wahl, die Konzerne in die Pleite zu entlassen oder doch noch weiteres Geld der Steuerzahler nachzuschieben. Mindestens noch mal fünf Milliarden Dollar brauche GM, um das erste Quartal zu überleben, berichtet das Wall Street Journal. Ein Insolvenzverfahren nach US-Recht würde nicht die komplette Aufgabe der Produktion bedeuten, wohl aber dramatische Einschnitte bei der Belegschaft.

Schon vor einer Woche hatte GM die Entlassung von 10.000 Angestellten - rund 14 Prozent aller Verwaltungsmitarbeiter - angekündigt, den möglichen Verkauf der Marken Hummer und Saab und die Verkleinerung oder sogar vollständige Abwicklung der in den USA vertriebenen Sparten Pontiac und Saturn. Auch in Europa plane der Konzern "unkonventionelle und aggressive Maßnahmen, um die strukturellen Kosten zu verringern", zitiert die Nachrichtenagentur AFP aus einem GM-Papier. Fiat will bei Chrysler einsteigen, aber nur wenn das Unternehmen vorher überlebensfähig gemacht wird.

Ob GM sein Sanierungskonzept rechtzeitig fertig bekommt, erscheint fraglich. Denn Voraussetzung dafür ist eine Einigung mit den Gläubigern und mit der am Firmensitz Detroit traditionell sehr starken Autogewerkschaft UAW. Die Gewerkschafter kämpfen für die Rettung der Krankenversicherung für pensionierte GM-Arbeiter. Ein dafür eigens eingerichteter Fonds soll GM und Chrysler langfristig finanziell entlasten. Doch auf kurze Sicht sind Milliardenbeträge nötig, um den Fonds zum Laufen zu bringen. Das US-Finanzministerium hat gefordert, der Fonds solle teilweise mit den Aktien der Autokonzerne statt mit Bargeld bestückt werden. Die Gewerkschaften sträuben sich in Anbetracht des Wertverlusts dieser Aktien und ließen die Verhandlungen am Freitag platzen.

US-Präsident Barack Obama will jetzt Medienberichten zufolge ein Gremium unter Leitung von Finanzminister Timothy Geithner und dem Vorsitzenden des nationalen Wirtschaftsrates Larry Summer einberufen, das den Umbau der US-Autobranche managen soll. Es dürfte wohl vor allem ein Rückbau werden. "Es muss Kapazität aus dem System genommen werden", fordert etwa die Marktforschungsfirma CSM Automotive. Wurden bis vor der Krise 17 Millionen Autos pro Jahr in den USA verkauft, wird der Absatz dieses Jahr wohl auf zehn Millionen schrumpfen. Dies dürfte auch die Zulieferer treffen, die schon jetzt staatliche Hilfen im Umfang von 18,5 Milliarden US-Dollar fordern.

Kaum noch die Rede ist in letzter Zeit von einem ökologischen Umbau der Branche. Obama hatte vor seinem Amtsantritt immer wieder einen geringeren Spritverbrauch gefordert und eine stärkere Konzentration auf Hybridfahrzeuge. Nur: die Neuentwicklung kostet Geld, das die Konzerne nicht haben. Ohnehin ist die Nachfrage nach verbrauchsarmen Wagen gar nicht mehr so hoch, seit die Ölpreise wieder fallen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.