LESERINNENBRIEFE
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Vernichtung guter Bildung

■ betr.: Schwerpunkt Bildung, taz. vom 15. 12. 09, S. 3

Ich danke Ihnen ganz herzlich für den Schwerpunkt über die Finanzierung der Bildung in Deutschland! Es ist zermürbend, wenn in den Zeitungen im Zusammenhang mit dem Bildungsstreik in Europa nur noch über die Reform des Bolognaprozesses berichtet wird. Dass eine Reform der neuen Studiengänge nötig sein wird, hätte man früher oder später so oder so eingesehen. Es ist etwas, was nicht besonders weh tut, und die Politiker können sich auf ihre Fahne schreiben, dass sie auf die Forderungen der Streikenden eingehen.

Es geht aber um ein wenig mehr; wir fordern auch: Demokratisierung des Bildungssystems – insbesondere eine verfasste Studierendenschaft in Bayern und Baden-Württemberg – und Abschaffung der Studiengebühren in allen Bundesländern. Sie zeigen sehr schön, wie auf Kosten der Bildung anderes finanziert wird, was dazu führt, dass Studiengebühren nötig sind und man von einer Finanzierung aus der freien Wirtschaft abhängig wird. Für mich bleibt es ein großes Rätsel, wieso in Deutschland Lehre und Forschung nicht ausreichend finanziell gefördert werden; das Ziel der heutigen Politik scheint die Vernichtung jeglicher guter Bildung und freien Wissenschaft zu sein. CLAIRE JOANNA KOZLOWSKI, München

Kölscher Klüngel

■ betr.: „Der Löwe von Köln hat gebrüllt“, taz vom 14. 12. 09

Dass Alfred Neven DuMont nun ausgerechnet Subventionen für seine monopolistische Lokalpresse fordert, ist geradezu tragisch und lächerlich. Sein lokaler Flottenverbandsführer, der Kölner Stadt-Anzeiger, ist in punkto Meinungsvielfalt gerade ein besonders schlechtes Beispiel für die angemahnte „Pressefreiheit“. Würden nicht gelegentlich in der taz oder auch in der Süddeutschen gewisse kapitalismustypische Vorgänge aus der Kölner Lokalpolitik, genannt auch „Kölscher Klüngel“, abgedruckt, so blieben sie unveröffentlicht.

In DuMonts Kölner Blättern nach wirklicher Meinungsvielfalt zu suchen, ist jedenfalls ein von vornherein völlig unmögliches Unterfangen, spricht doch immer nur eine, nämlich die wirtschaftsliberale Stimme. MICHAEL HEINEN-ANDERS, Köln

Manifest unfähige Manager

■ betr.: „Zukunft der BayernLB“, taz vom 16. 12. 09

BayernLB-Chef Michael Kemmer räumt nach dem Milliardendebakel seinen Posten. Leider hat man nicht erfahren, wie hoch seine zukünftigen Bezüge sein werden. Erfahrungsgemäß fallen diese Herrschaften nicht der Hartz-IV-Versorgung anheim, sondern bekommen aufgrund vertraglicher Regelungen weiterhin massiv Cash. Aber wie kann man sich auf diese Verträge berufen, die ja wegen Sittenwidrigkeit als ungültig zu betrachten sind? Wer Schaden dieser Größenordnung zu verantworten hat, darf dafür nicht belohnt werden.

Fühlt sich kein Jurist angesprochen, dafür zu sorgen, dass manifest unfähige Manager auch mal zu spüren bekommen, wie es ist, mit weniger auszukommen? RUDI SKEHUT, Unterhaching

Unterstützung ziviler Hilfe

■ betr.: „Bundeswehr längst offensiv“, taz vom 15. 12. 09

Die Verfolgung imperialer Ziele durch die US-Administration führte zur Besetzung Afghanistans und zur Errichtung dauerhafter Militärstützpunkte. Für die Nato gibt es keine politische und rechtliche Legitimation, den Krieg gegen die Taliban zu führen. Die Militärmaschinerie hat hunderte Milliarden US-Dollar verschlungen, die besser für humanitäre Hilfe und die durch das US-Bombardement zerstörte Infrastruktur eingesetzt worden wäre. Zivile Hilfsorganisationen wie „Kinderhilfe für Afghanistan“ haben mit handwerklich ausgebildeten Afghanen Waisenhäuser und Krankenstationen, Schulen und Werkstätten errichtet. Diese Organisationen, die ohne den Schutzschirm von Militär ihren Auftrag erfüllen, sollten finanzielle Unterstützung aus Bundesmitteln erhalten. ALFRED RUPPRECHT, Leinzell

Schönste Überzeugungen

■ betr.: „Der verheimlichte Kriegsbeginn“ (Kommentar), „Töten für nichts und wieder nichts“ (Leserbrief), taz vom 14. und 17. 12. 09

In der taz finde ich wirklich die schönsten Überzeugungen und die scharfsinnigsten Kommentare bei den Leserbriefen! Bedenklich stimmt einen der Kommentar von Christian Rath tatsächlich, auch deshalb, weil sich hinter diesem Text ein überzeugter Militarist zu verbergen scheint! GABRIELE VOTAVA, Borkwalde