Finanzkrisenjahr 2008: DAX war nix

Der DAX büßt in diesem Jahr etwa 40 Prozent ein. Nur der Goldpreis zeigt sich stabil, und das ist auch kein gutes Omen für das kommende Jahr.

Nur der Goldpreis bleibt stabil - doch diese Anlageform wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Bild: reuters

Für die Spekulanten war 2008 ein Horrorjahr: Am Dienstag schloss der deutsche Aktienindex DAX mit 4.810 Punkten. Im Januar hatte der Index noch bei 8.067 Punkten gelegen. Ein Verlust von rund 40 Prozent. Das ist fast ein Rekord. Nur 2002 fiel das Minus mit knapp 44 Prozent noch dramatischer aus.

Im Januar sagten die meisten Finanzexperten noch voraus, dass der DAX in diesem Dezember bei 8.500 Punkten stehen würde. Denn, so die Gurus, mit einer Rezession sei nicht zu rechnen - trotz der geplatzten Immobilienblase in den USA. Es kam anders. Schon im zweiten Quartal rutschte die deutsche Wirtschaft ins Minus, und seither beschleunigt sich der Abschwung rasant. Die Autoindustrie ordnet Betriebsferien und Kurzarbeit an, die Stahlwerke entlassen Mitarbeiter.

Am 15. September ging dann die US-Investmentbank Lehman Brothers pleite, was für neue Turbulenzen auf den Finanzmärkten sorgte. Einige Stichworte: Banken wurden teilverstaatlicht, in Island drohte Staatsbankrott, Hedgefonds müssen schließen.

So wundert es nicht, dass die Finanzaktien die großen DAX-Verlierer sind. Die Postbank hat seit Januar 75,8 Prozent ihres Wertes verloren, die Commerzbank liegt bei minus 73,7 Prozent. Die Deutsche Bank büßte 68,8 Prozent ein. Schwer getroffen sind auch die Auto-Aktien. BMW hat 48,9 Prozent verloren, Daimler 56,2 Prozent.

Nur die VW-Aktie erlebte ungeahnte Höhenflüge: Ende Oktober stand sie zwischenzeitlich bei 1.000 Euro - was die Wolfsburger zum teuersten Unternehmen der Welt machte. Mit dem Firmenwert hatte das nichts mehr zu tun: Spekulanten waren kalt erwischt worden, als Porsche plötzlich bekannt gab, Zugriff auf knapp 75 Prozent der VW-Aktien zu haben.

Jenseits solcher Sondereffekte haben sich im DAX jene Branchen am besten geschlagen, die von der Konjunktur weitgehend unabhängig sind. Dazu gehört etwa die Pharmaindustrie - so haben Beiersdorf-Papiere nur 17,16 Prozent verloren, bei Fresenius sind es 11 Prozent. Noch besser hat der Düngemittelkonzern K+S abgeschnitten: Der Kurs hat im Jahresvergleich nur um 2,8 Prozent nachgegeben, obwohl auch K+S Kurzarbeit beantragen musste. Doch offenbar setzen die Spekulanten darauf, dass Nahrungsmittel ein knappes Gut werden.

An der aktuellen Krise frappiert, dass alle Märkte gleichzeitig einbrechen. Nicht nur die Preise für Immobilien und Aktien rauschen in die Tiefe, dramatisch ging es auch an den Rohstoffbörsen zu. Ein Barrel Öl kostete im Juli noch fast 150 Dollar - jetzt notiert das Fass bei etwa 40 Dollar. Die Aluminiumpreise halbierten sich seit Sommer, und Kupfer verlor fast zwei Drittel seines Werts.

Nur ein Rohstoff hält sich bestens: Gold. Dabei ist diese Anlageform eigentlich unattraktiv, weil sie keine Zinsen oder Dividenden abwirft. Das Edelmetall taugt nur als Schutz gegen Inflation und Krisen. Der Goldpreis ist daher ein perfekter Stimmungsindikator - und offenbar fürchten die Investoren noch immer das Schlimmste.

Und tatsächlich könnten die Aussichten kaum trüber sein. Auch optimistische Volkswirte rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung 2009 um 0,7 Prozent sinkt. Pessimisten halten gar einen Einbruch von 4 Prozent für möglich. Das wäre beispiellos: Selbst nach dem Ölpreisschock 1975 schrumpfte die bundesdeutsche Wirtschaft nur um 0,9 Prozent. Es droht also der stärkste Abschwung seit Kriegsende.

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