Fortschritt für Weltraum-Tourismus: Flug von Shuttle-Maschine gelingt

Mit einem Mini-Shuttle will Milliardär Branson Kurztripps ins All realisieren. Der Jungfernflug des Trägerflugzeugs gelang. Doch die Nachfrage sinkt - wegen der Finanzkrise.

Trägerflugzeug "WhiteKnightTwo" im Juli 2008 in Kalifornien. Bild: ap

BERLIN taz Es ist ein wichtiger Fortschritt auf dem Weg zu einer echten kommerziellen Raumfahrt: Der Firma "Virgin Galactic" ist Sonntagabend europäischer Zeit der Jungfernflug ihres Trägerflugzeugs "WhiteKnightTwo" gelungen. Die Maschine hob von einer Start- und Landebahn im Mojave-Wüstengebiet Kaliforniens ab und erreichte die gewünschte Flughöhe. Der Riese blieb insgesamt eine Stunde in der Luft, bevor er zum Mojave Air and Spaceport zurückkehrte. "Der Flug ist perfekt gelaufen", hieß es von Virgin Galactic nach der Landung. "Das ist nicht, als ob man den nächsten Airbus vom Fließband abholt", sagte Will Whitehorn, Präsident der Firma, "das ist ein großer Meilenstein für die ganze Industrie".

Hinter Virgin Galactic steckt der britische Industrielle Richard Branson, Gründer des Virgin-Konzerns, der unter anderem die Fluglinie Virgin Atlantic betreibt, Plattenlabels und Bahnlinien begründet hat. Er arbeitet mit dem Raumfahrtexperten Burt Rutan zusammen, dessen Firma bereits 2004 den wichtigen "X-Prize" der NASA gewann, bei dem es um die Konstruktion eines weltraumtauglichen Luftfahrzeugs ging. Auf diesem "SpaceShipOne" basiert nun auch die Technik von Virgin Galactic. Das nun erfolgreich getestete Trägerflugzeug trägt den Namen "WhiteKnightTwo" und ähnelt einem regulären Luftfahrzeug, ist aber besonders leicht und kompakt konstruiert. Ein doppelter Rumpf ist sein weithin sichtbares Erkennungsmerkmal. Es verfügt über eine Flügelspannweite von rund 40 Metern, auf der "SpaceShipTwo" befestigt wird. Angetrieben wird die Maschine von vier Turbofans des Herstellers P&W.

Viel Platz ist im "SpaceShipTwo" nicht: Nur acht Passagierre können maximal an Bord sein, davon zwei Piloten und sechs Kunden von Virgin Galactic. Der Flug gestaltet sich zweistufig: Zunächst bringt das Trägerflugzeug das Raummodul in eine Höhe zwischen 16 und 20 Kilometern. Dann wird die Kapsel freigesetzt und düst dann mit Raketenkraft weiter nach oben. Der Weltraumausflug selbst führt dann allerdings in einen eher niedrigen Orbit und dauert nur wenige Stunden. Schwerelosigkeit werden die Passagiere aber durchaus erleben.

Der Spaß soll anfangs 200.000 Dollar pro Person und Flug kosten. Virgin Galactic hat laut eigenen Angaben bereits "Hunderter fester Bestellungen". Diese Aussage stammt allerdings aus der Zeit vor der aktuellen weltweiten Finanzkrise, die die USA besonders hart getroffen hat. Insider gehen deshalb von diversen Rücktritten aus. Branson macht das keine Sorgen - er verweist auf eine Datenbank mit "Zehntausenden Interessierten", die sich über die Website von Virgin Galactic für den Trip unverbindlich registrierten.

Ein erster Weltraumbahnhof ist bereits gefunden: Im US-Bundesstaat New Mexico entsteht der "Spaceport America", der zur Heimatbasis von Virgin Galactic werden soll. Eine Lizenz wurde dem Unternehmen soeben von der amerikanischen Flugaufsichtsbehörde FAA erteilt, auch das Umweltverträglichkeitsgutachten fiel positiv aus. Fast 200 Millionen Dollar soll die Anlage kosten, die zu einem "voll funktionsfähigen kommerziellen Flugplatz ins All" werden soll, wie die extra gegründete "New Mexico Spaceport Authority" (NMSA, in Anlehnung an die NASA) hofft. Baubeginn könne bereits im ersten Quartal 2009 sein.

"Dann werden wir unsere Anlage so schnell wie möglich fertig bauen", so Exekutivdirektor Steven Landeene in einer Stellungnahme. Von dem Gelände, das in der Einöde des Wüstenstaates liegt, wurden bereits einzelne reguläre Raketen ins All geschossen, darunter eine, die die sterblichen Überreste Prominenter in den Weltraum beförderte. Der "Spaceport America" erreicht jedoch ganz neue Dimensionen - es wäre der erste wirklich kommerzielle Weltraumbahnhof der Erde mit regelmäßigem Flugbetrieb, den sich in einigen Jahren auch Otto-Normal-Verbraucher leisten könnten, wenn die Preise weiter fallen.

Virgin Galactic will, wenn alles gut geht, weitere "SpaceShip"-Schiffe bauen. Dann würde nicht nur New Mexico zum Startort, sondern auch das für Allausflüge gut gelegene schwedische Kiruna, wo eine Raketenbasis samt Kontrollanlage zu einem "Spaceport Sweden" erweitert werden könnte. Aber auch das hängt wiederum von der Nachfrage und vor allem sinkenden Preisen ab.

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