Portrait Lichtinghagen: Die Großwildjägerin

Margrit Lichtinghagen ließ Expostchef Zumwinkel vor laufenden Kameras abführen. Jetzt führt ihr Vorgesetzter einen Kleinkrieg gegen sie.

Zumwinkel und Lichtinghagen, die bekannteste Staatsanwältin der Republik. Bild: dpa

Margrit Lichtinghagen kam im Morgengrauen - und ließ Expostchef Zumwinkel vor laufenden Kameras abführen. Die Bilder von der Verhaftung des einstigen Spitzenmanagers im noblen Kölner Villenvorort Marienburg gingen um die Welt. Und sie machten Lichtinghagen zur bekanntesten Staatsanwältin der Republik.

Vielleicht zu prominent für ihren Vorgesetzten: Denn Lichtinghagens Chef, der Bochumer Leitende Oberstaatsanwalt Bernd Schulte, führt offenbar einen Kleinkrieg gegen die 54-Jährige, die als Chefermittlerin im Steuerhinterziehungsskandal über Stiftungen in Liechtenstein gilt. Die Mutter von zwei Töchtern verhalte sich "ungebührlich" und "hinterhältig", soll Schulte geklagt haben. Doch die von Schulte geplante Entmachtung der Juristin, die beschaulich im 56.000 Einwohner zählenden Städtchen Hattingen an der Ruhr lebt, könnte scheitern. Lichtinghagen hat die Unterstützung der NRW-CDU-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter. Die will Deutschlands berühmteste Staatsanwältin nach Köln holen - mitsamt der Liechtenstein-Verfahren.

Für Lichtinghagens Kollegen von der auf Wirtschaftskriminalität spezialisierten Bochumer Staatsanwaltschaft wäre das ein harter Schlag: Die Steuerexpertin, die gern schwarz trägt, ist der Star der über 40-köpfigen Schwerpunktabteilung 35. Die Staatsanwältin gilt als ebenso engagiert wie kompetent: Zu Beginn ihrer Karriere Sachgebietsleiterin der Essener Steuerfahndung, bildete sich Lichtinghagen bei der Oberfinanzdirektion Düsseldorf weiter. Die Ermittlerin kennt die Tricks der Steuerhinterzieher - und ist so hartnäckig, dass Verteidiger ihrer Bochumer Behörde schon mal "die Mentalität von Großwildjägern" vorwerfen.

Besonders gut hat sich Lichtinghagen in das Liechtensteiner Stiftungsmodell eingearbeitet. Schon 2000 wurde ihr anonym eine CD mit Daten des umstrittenen Finanztreuhänders Herbert Batliner übergeben, dessen Vermögen auf über 200 Millionen Euro geschätzt wird. Die Kunden Batliners flogen auf.

Mittlerweile interessiert sich selbst die Filmindustrie für die Staatsanwältin. Veronica Ferres soll Margrit Lichtinghagen verkörpern, die Steuerhinterzieher schlicht für "Sozialschädlinge" hält. Von der Ermittlerin verhängte Geldbußen gehen deshalb oft nicht an die Staatskasse, sondern an gemeinnützige Vereine, etwa der Jugendhilfe oder an Tafeln für Obdachlose. Doch genau diese Zuweisungen hält Lichtinghagens Chef Schulte seiner bekanntesten Mitarbeiterin jetzt vor: Sie soll Organisationen bedacht haben, die ihr persönlich nahestehen.

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