Wasserversorgung bedroht Natur: Mooren droht Trockenlegung

Umweltverbände kritisieren das Konzept des Senats zur Wasserversorgung Berlins bis 2040. Ihre Sorge: Der Grundwasserspiegel könnte sinken.

Die Berliner Umweltverbände beschwören ein Schreckensszenario für die Stadtnatur. Moore im Grunewald werden austrocknen, Bäume im Norden des Spandauer Forsts absterben. "Berlins Umwelt könnte erheblichen Schaden nehmen", sagte der Vorsitzende des Ökowerks Berlin, Hartwig Berger, am Freitagmorgen bei einer Pressekonferenz. Anlass zur Sorge gibt den Naturschützern das im Mai vorgestellte Wasserversorgungskonzept des Umweltsenats. Darin sind auch die Wassermengen festgelegt, die bis 2040 in zehn Berliner Wasserwerken gefördert werden sollen.

Welche Fördermengen die Umwelt an den einzelnen Standorten maximal vertrage, werde noch geprüft, erklärte Berger. Die ersten Maßnahmen zur Umsetzung des Konzepts hat der Senat allerdings schon eingeleitet. Mit dem Beschluss des Konzepts hat der Umweltsenat auch die Aufhebung der drei Wasserschutzgebiete um die Wasserwerke Altglienicke, Buch und Jungfernheide bestimmt. Trinkwasser wird dort schon seit Jahren nicht mehr gefördert. Trotzdem wurden die Wasserschutzgebiete aufrechterhalten. Für die Entwicklung der Wasserversorgung sei dies entscheidend, so die Umweltverbände.

"Sollte die Prüfung ergeben, dass die Umwelt durch die Förderung der angestrebten Wassermengen an einem Standort geschädigt wird, müsste eventuell einer der drei Standorte wieder aktiviert werden", erläutert Berger. Unmöglich allerdings, wenn der Schutzstatus des Geländes aufgehoben worden sei. "Das lässt sich nur mit viel Aufwand wieder rückgängig machen."

Schon seit Mai ist die Schutzverordnung in den betroffenen drei Gebieten ausgesetzt. "Das heißt, dort könnte schon heute wieder gebaut werden", erklärt Berger. Das bestätigt eine Senatssprecherin: "Die Rechtsverordnung zur Aufhebung der Wasserschutzgebiete tritt demnächst in Kraft." Schon heute würden die Bauverbote nicht mehr vollzogen. "Dies bringt Anliegern und Gewerbetreibenden Erleichterungen, weil Verbote und Auflagen wegfallen."

Kritik an der Aufhebung der drei Wasserschutzgebiete üben die Umweltverbände bereits seit der Bekanntgabe im Mai, die Stilllegung der drei betroffenen Wasserwerke beklagen sie seit Jahren - bislang fanden ihre Bedenken aber kein Gehör. "Der Verzicht auf Förderung an den drei Standorten erhöht den Förderdruck in ökologisch sensiblen Zonen wie am Müggelsee, an der Havel oder am Spandauer Forst", warnt der Wasserexperte des BUND Berlin, Manfred Krauß.

Welche Auswirkungen die Entnahme von Grundwasser auf die Umwelt haben kann, erklärt Krauß am Beispiel der Moore im Grunewald. Dort habe die Wasserentnahme zu einer Absenkung des Grundwassers von fünf bis sechs Metern geführt. "Die Moore werden nur noch durch Hilfsmaßnahmen erhalten", sagt Krauß. Ohne eine Anreicherung des Grundwassers drohe ihnen die Austrocknung.

In Berlin sind derzeit neun Wasserwerke in Betrieb. Um die Versorgung auch künftig zu gewährleisten, sieht das Wasserkonzept vor, das stillgelegte Werk in Johannisthal wieder in Betrieb zu nehmen. Wie die meisten anderen wird auch dieses in der Nähe von Wäldern und Gewässern liegen. Gerade dort befürchten die Umweltverbände allerdings die größten Schäden für die angrenzende Umwelt.

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