Kommentar Geiseldrama von Bombay: Indiens Probleme fangen erst an

Das Geiseldrama von Bombay ist vorbei - aber die Probleme Indiens haben gerade erst begonnen. Seine Identität als multireligiöser, multiethnischer Staat steht auf dem Spiel.

Das Geiseldrama von Bombay ist vorbei - aber die Probleme Indiens haben gerade erst begonnen.

Schon jetzt sind die Beweise überwältigend, dass Pakistans mächtiger Geheimdienst ISI beteiligt war an der generalstabsmäßig geplanten Operation, die knapp 200 Menschen das Leben gekostet hat. Obwohl die Regierungen in Neu-Delhi und Islamabad sich derzeit in hektischer Krisendiplomatie versuchen, wird bereits von einem möglichen Abbruch der diplomatischen Beziehungen gesprochen. Pessimisten gehen gar davon aus, dass die südasiatischen Großmächte am Rande eines weiteren Krieges stehen. Dies zu verhindern, muss in den kommenden Wochen die vordringliche Aufgabe sein. Andernfalls hätten die Terroristen ihr Ziel erreicht: durch eine Konfrontation zwischen den verfeindeten Mächten die gesamte Region ins Chaos zu stürzen. Um das zu verhindern, muss auch in Indien endlich ein Umdenken einsetzen.

Obwohl das Land seit Jahren immer wieder Ziel von Terroranschlägen wurde, sonnt sich die politische Klasse ungerührt im Glanz eines beeindruckenden Wirtschaftswachstums und hegt Weltmacht-Ambitionen. Dass mehr Einfuss in der Welt nicht ohne größeres Risiko und mehr Verantwortung zu haben sind, ignoriert sie weitgehend. Auch Indiens Sicherheitsapparat hat auf ganzer Linie versagt. Indien muss sich endlich politisch reformieren und energisch gegen den Terror - und seine Ursachen - im eigenen Land vorgehen. Dazu gehört, dass Politik und Justiz auch von Hindus verübte Gewaltakte aufklären und scharf ahnden. Politiker hingegen, die den Hass zwischen ungebildeten Wählermassen schüren, arbeiten direkt den Terroristen jedweder Couleur in die Hände.

Wenn Indien jetzt nicht politisch besonnen handelt, gefährdet es nicht nur seine Identität als multireligiöser, multiethnischer Staat. Es droht in den Strudel des Islamismus gerissen zu werden. Der bedroht nicht nur die Existenz von Pakistan, sondern den Frieden in ganz Südostasien.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.