Krise verschärft sich: Thailands Armee zum Putsch bereit

Thailand hat den Ausnahmezustand über die besetzten Flughäfen in Bangkok verhängt und will diese räumen. Sollte es zum Blutbad kommen, wird ein Militärputsch erwartet.

In Bangkok sind alle Flüge gestrichen, übrig bleiben frustrierte Urlauber. Bild: dpa

BANGKOK taz "Dies ist wahrscheinlich unsere letzte Nacht hier!", hatten die Anführer der Volksallianz für Demokratie (PAD) ihren Anhängern am besetzten Regierungssitz zugerufen. Immer wieder hatten sie erklärt, sie würden in dieser Woche die Regierung stürzen. Doch nach der Ankündigung der Regierung, den Ausnahmezustand über die beiden ebenfalls von der PAD besetzten Flughäfen Suvarnabhumi und Don Muang zu verhängen, bekommt die Jubelbotschaft der PAD-Spitze eine ganz neue, möglicherweise tragische Bedeutung.

Hundertschaften der Polizei sollen die belagerte Fläche räumen, notfalls mit Gewalt. Die Behörden gaben Anweisung, dass sich Krankenwagen und medizinische Notfallteams bereit halten sollten.

Sollte es zu einem Blutbad kommen, würde das Militär eingreifen, glauben Beobachter. Das würde einem De-facto-Coup gleichkommen. "Wenn die Polizei nicht imstande ist, einen sauberen Job zu machen, bin ich ziemlich sicher, dass die Armee einschreitet", erklärt der thailändische Sicherheitsexperte Panitan Wattanayagorn. Mittlerweile hatte auch das Militär eine Stellungnahme abgegeben: "Wenn die Regierung darauf besteht, die Menschenmenge auseinanderzutreiben, dann wird sich die Armee erneut zusammensetzen, um andere Maßnahmen zu beraten", sagte deren Sprecher Sansern Kaewkumnerd. "Wir haben bereits einen Alternativplan."

Am Dienstagabend hatten die Anhänger der PAD den internationalen Flughafen Suvarnabhumi besetzt, einen Tag später folgte das nationale Drehkreuz Don Muang. Dorthin hatte die Regierung, deren Amtssitz die PAD-Anhänger seit drei Monaten besetzt halten, ihre Kabinettssitzungen verlegt. Durch die Blockade beider Flughäfen ist Bangkok völlig vom Luftverkehr abgeschnitten. Mehrere tausend Reisende harren derweil in nahe gelegenen Hotels aus. "Es wäre ganz schön, wenn dieses Abenteuer bald ein Ende hat", so eine Urlauberin gegenüber der taz. "Uns läuft die Zeit davon, das Geld geht uns auch aus, und unsere Angehörigen werden langsam unruhig."

Spätestens mit der Ankündigung der Regierung, den Ausnahmezustand über beide Flughäfen zu verhängen, droht sich Thailands innenpolitische Krise weiter zuzuspitzen. Den ganzen Tag über verdichteten sich Spekulationen über einen neuen Militärputsch. Das veranlasste die Regierung zur prompten Reaktion: Ein Sprecher trat Gerüchten entgegen, dass Premier Somchai Armeechef Anupong Paochinda absetzen wolle. Anupong hatte den Ministerpräsidenten am Mittwoch aufgefordert, seinen Hut zu nehmen: Das Parlament müsse aufgelöst und Neuwahlen angesetzt werden. Dies sei der einzige Weg aus der politischen Sackgasse. Doch Somchai weigerte sich. Einen Putsch hatte der thailändische Armeechef erneut abgelehnt. Dies sei kein Mittel, um die tiefe gesellschaftliche Kluft in Thailand zu überbrücken. Doch die Gerüchteküche brodelte weiter. In Militärkreisen hieß es, das Heer, die Marine und Luftwaffe hätten bis in die Nacht hinein über ein Eingreifen beraten.

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