Neuer Dienst "Search-Wiki": Google lernt dazu

Mit dem neuen Google-Dienst "SearchWiki" können Nutzer ihre Suchergebnisse den eigenen Bedürfnissen anpassen. Und erzeugen einen wahren Datenschatz für den Suchmaschinen-Giganten.

Was die Suchmaschine als Ergebnis ausspuckt, kann der User künftig selbst beeinflussen. Bild: dpa

Der Internet-Konzern Google hat eine neue Funktion in seiner Suchmaschine freigeschaltet. Wem seine Suchergebnisse nicht gefallen, kann sie künftig selbst anpassen.

Der neue Dienst namens "SearchWiki" ist zunächst nur für all jene Nutzer sichtbar, die mit einem Google-Zugang ausgerüstet und bei der Suchmaschine explizit angemeldet sind. Die deutsche Variante der Seite wird derzeit allerdings noch nicht unterstützt, der Nutzer muss sich also auf die englische Version über Google.com begeben. Auch dann kommt es ab und an vor, dass "SearchWiki" nicht auftaucht, da Google offenbar weiterhin intensiv an dem Dienst arbeitet.

Erkennbar ist eine für "SearchWiki" freigegebene Suchergebnisliste an mehreren kleinen Symbolen, die sich anklicken lassen: Ein nach oben zeigender Pfeil sorgt dafür, dass ein Ergebnis nach oben rutscht, ein "X" löscht es. Ein Sprechblasen-Icon ermöglicht es wiederum, Kommentare zu einem Suchergebnis einzugeben, die sich später auch durchsuchen lassen, beispielsweise, damit man interessante Links leicht wiederfindet.

Veränderungen sollen sich im Anschluss auch wieder rückgängig machen lassen, wenn man unzufrieden mit den neuen Ergebnissen ist. Will man Google dazu zwingen, seinen Suchbegriff mit bestimmten Angeboten abzugleichen, kann man mit der neuen Funktion auch zusätzliche Quellen hinzufügen, die dann durchforstet werden - die Eingabe einer Internet-Adresse reicht dazu aus.

Die vom Nutzer vorgenommenen "SearchWiki"-Einstellungen wirken sich auch auf seine späteren Suchanfragen aus - Google "lernt" also dazu. Ganz neu ist letzteres nicht: Schon seit längerem bietet der Internet-Konzern angemeldeten Usern eine so genannte personalisierte Suche an, die sich an Suchanfragen und angeklickten Links ausrichtet und "intelligent" lernt.

Mit "SearchWiki" ist allerdings erstmals möglich, direkten Einfluss auf die Ergebnisse zu nehmen. Google betont, dass alle vorgenommenen Veränderungen nur für den jeweiligen Nutzer gelten, wenn dieser angemeldet ist. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Google mit Hilfe von "SearchWiki" noch stärker herausfinden will, welche Ergebnisse die Nutzerschaft für besonders populäre Suchbegriffe bevorzugt und welche beispielsweise unnützen Suchmaschinen-Spam darstellen. Google erhält so direktes Feedback, anstatt sich allein an angeklickten Ergebnislinks zu orientieren, wie jetzt die Suchergebnisse optimiert werden.

Fraglich ist allerdings, ob die neue Funktion dem Nutzer wirklich bessere Suchergebnisse liefert. Sie könnte auch dazu führen, dass künftig nur noch auf einem engen Kreis von Angeboten gesucht wird und nicht etwa auf solchen, die derzeit weiter hinten in der Ergebnisliste auftauchen. Als Werkzeug gegen Suchmaschinen-Spam, der besonders Suchanfragen nach Produkten zu verstopfen droht, ist "SearchWiki" allerdings gut geeignet. Auch die Möglichkeit, Kommentare einzugeben, macht die Suche benutzerfreundlicher, diese lassen sich derzeit allerdings nicht mit anderen Google-Nutzern teilen, richten sich deshalb nur an den eingebenden User selbst.

Nicht unproblematisch ist außerdem der Datenschutzaspekt: Da "SearchWiki" nur funktioniert, wenn man bei Google eingeloggt ist, könnte die Suchmaschine die bei ihr vorgenommenen Aktionen potenziell einzelnen Nutzern zuordnen. Schon jetzt werden Suchanfragen neun Monate lang gespeichert.

Die Idee, Suchergebnisse von Nutzern manipulieren zu lassen, ist keineswegs neu. "Wikia Search", ein kommerzielles Projekt des Wikipedia-Gründers Jimmy Wales, baut ebenfalls auf eine Kombination aus Algorithmen, die das Web wie Google automatisch durchforsten, und die Angaben von Nutzern, die Ergebnislisten selbst verändern oder ergänzen können. Größter Unterschied zu "SearchWiki": "Wikia Search" verändert die Suchergebnisse aller Nutzer, wenn nur genügend von ihnen Änderungen vornehmen, ähnlich wie jeder User die Angaben auf einer Wikipedia-Seite verändern und sofort anzeigen lassen kann. "SearchWiki" aktiviert Änderungen derzeit nur beim jeweiligen Nutzer selbst.

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