Interview mit Exiltibeter Tsewang Rigzin: "Wir müssen Unabhängigkeit fordern"

Der Kongress der Exiltibeter war ein erster Erfolg, sagt Tsewang Rigzin vom tibetischen Jugendkongress. Für ihn ist eine Forderung nach Unabhängigkeit von China das erste Ziel.

Für Tsewang Rigzin ist nicht der "Mittelweg", sondern die "andere Option" entscheidend. Bild: ap

taz: Herr Tsewang, Parlamentspräsident Karma Choephel hat zum Abschluss der Konferenz, an der ja auch Sie teilgenommen haben, gesagt, der "Mittelweg" solle weiterverfolgt werden. Im Fall eines Scheiterns solle man aber "andere Optionen erwägen". Ist das ein Durchbruch?

ist Präsident des Tibetischen Jugendkongresses mit Sitz im nordindischen Dharamsala

Tsewang Rigzin: Das ist sehr positiv. Wir hätten es zwar bevorzugt, wenn unser Standpunkt, und das ist die Forderung nach einer vollständigen Unabhängigkeit Tibets von China, gänzlich angenommen worden wäre, aber wir respektieren auch unser demokratisches System. Das war aber auch das erste Treffen seiner Art, wir werden weiterarbeiten. Hoffentlich wird es weitere Treffen dieser Art geben.

Glauben Sie, die Regierung wird nun irgendein Ergebnis des Treffens umsetzen?

Das Ergebnis des Treffens ist ja nicht bindend. Wir wurden vom Dalai Lama dazu aufgerufen, uns hinzusetzen und zu reden, nicht, uns hinzusetzen und zu entscheiden. Das Treffen hat keinerlei Autorität, nur die Regierung kann etwas an ihrem Kurs ändern. Wir müssen sehen, es sind ja bislang nur Empfehlungen. Immerhin tauchte in den Berichten aller 15 Gruppen, in denen wir diskutiert haben, der Begriff der Unabhängigkeit auf. Das ist sehr gut.

Was müsste in der Politik der Regierung geschehen?

Wir müssen unseren Standpunkt ändern und die Unabhängigkeit fordern. Das ist unser erstes Ziel, das war es auch für die Regierung, bis der Dalai Lama den Mittelweg eingeschlagen hat. Doch der hat keine Resultate gebracht.

Wie, glauben Sie, würde China reagieren, sollte die Frage der Unabhängigkeit tatsächlich auf dem Verhandlungstisch landen?

Wir erwarten keine Überraschungen, denn wir kennen die Natur der chinesischen Politiker.

Hat der Wandel eingesetzt?

Das Ergebnis des Treffens könnte eine Basis sein für einen Wandel, der in der Zukunft stattfinden wird. Was auch immer entschieden wird, der Wandel wird nicht sofort einsetzen. Aber auf langer Sicht wird das die Haltung der Regierung sicher beeinflussen. Bei uns hat sich nichts geändert; der Tibetische Jugendkongress fordert weiterhin die Unabhängigkeit.

INTERVIEW: SASCHA ZASTIRAL

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