Porträt Friedbert Pflüger: Merkels Protegé mit Pechsträhne

Friedbert Pflüger scheitert beim Versuch, sich von seiner Partei für die Europawahl 2009 nominieren zu lassen. Das ist nicht seine erste Niederlage. Porträt des CDU-Mannes.

Friedbert Pflüger, 53, erfolgloser Ex-Spitzenkandidat der Berliner CDU. Bild: dpa

Zwei Dinge hat das CDU-Präsidiumsmitglied Friedbert Pflüger (53) im Übermaß: Selbstbewusstsein und Niederlagen. Und nicht nur Parteifreunde sehen da einen Zusammenhang. Am Wochenende bekam er, erst im September als Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus abgewählt, die nächste Klatsche. Vergeblich versuchte Pflüger einen sicheren Platz für die Europawahl 2009 zu ergattern. Stattdessen nominierte die Landes-CDU lieber den beliebten bodenständigen Kommunalpolitiker Joachim Zeller. Verloren hat dabei nicht nur Pflüger, sondern auch die Spitze der Bundes-CDU.

Zunächst hatte Generalsekretär Ronald Pofalla den Landesverband mehr als deutlich ermahnt, Pflüger für seine Arbeit mit einem Mandat zu danken. Und dann soll auch Parteichefin Angela Merkel die Berliner CDU entsprechend bearbeitet haben. Schließlich habe Pflüger 2006 die Spitzenkandidatur für die Abgeordnetenhauswahl übernommen. Dafür gab er sein Bundestagsmandat und seinen Posten als parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium auf. Pflüger wurde allerdings ohnehin nachgesagt, er habe bei der Bundestagswahl 2005 auf ein Ministeramt gehofft und sei enttäuscht gewesen.

Nach seiner verheerenden Niederlage und dem schlechtesten CDU-Wahlergebnis in Berlin seit 1946 war Pflüger als Fraktionschef auf der Landesebene geblieben. Im von SPD und Linke dominierten Abgeordnetenhaus bastelte Pflüger teils erfolgreich an einer Jamaika-Koalition in der Opposition. In der Union selbst aber blieb er ohne echte Anbindung. Es wirkte oft so, als überfordere Pflüger die eher kleinbürgerliche Berliner CDU mit der Idee einer modernen Großstadtpartei.

Wer Pflüger zum ersten Mal traf, dem konnte es passieren, dass er einem sofort vom islamischen Fastenbrechen erzählte - einem Ritus, der auch nicht jedem Grünen gleich etwas sagt, umso weniger der CDU-Basis. Zugleich ließ sich aber auch ein Pflüger erleben, der sich aufs Übelste an die Parteirechte ranwanzte: Beim Wahlkampfabschluss 2006 rief er, Berlin täte eine First Lady mal wieder ganz gut - Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte sich 2001 als schwul geoutet.

In völliger Verkennung seiner Machtposition forderte Pflüger im September überraschend neben dem Fraktions- auch den Parteivorsitz, verprellte damit selbst Wohlgesonnene und wurde kurz darauf von seiner Fraktion abgewählt.

Pflügers politische Zukunft ist ungewiss. Sein Mandat im Abgeordnetenhaus läuft noch bis 2011. Es gilt aber als sicher, dass Pflüger sich dort nicht auf Dauer sieht. Nach seiner Niederlage am Samstag sagte er nur: "Machen Sie sich um mich keine Sorgen."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.