Münchner Flughafenausbau: Widerstand gegen Startbahn

Die bayerische Regierung will den Münchner Flughafen ausbauen. Die Anwohner glauben nicht an zusätzlichen Bedarf und haben fast 60.000 Einwendungen eingereicht.

Die Demonstranten sind lieber zu Fuß unterwegs als per Flugzeug. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Allein die Zahl ist beeindruckend: Bayerns Regierung will den Münchner Flughafen um eine dritte Startbahn erweitern, und die Bürger aus der Region haben 59.191 offizielle Einwendungen bei der zuständigen Bezirksregierung erhoben. Seit Dienstag werden die Betroffenen in einem Riesenverfahren angehört, das mindestens bis März dauern soll.

Die Regierung besteht auf einer Erweiterung des Flughafens. Die Passagierzahlen würden in den kommenden Jahren zunehmen, so ihr Argument. Da reichten die bisherigen beiden Startbahnen nicht aus. Mit der neuen Startbahn würde der Flughafen nahe an die Städte Freising und Erding heranwachsen. Für zehntausende Bürger bedeutet das: mehr Lärm und Abgase.

"Wir legen Wert darauf, dass ein neues Bedarfsgutachten für den Flughafen erstellt wird", erklärt Hartmut Binner aus Freising, Sprecher des Aktionsbündnisses Aufgemuckt. Der errechnete Anstieg der Passagierzahlen beruhe auf veralteten Daten von 2004. Das neue Gutachten soll den Startbahngegnern auch wertvolle Zeit bringen. "In fünf Jahren würde keine Startbahn mehr geplant", meint Binner.

Geplant wurde der Flughafenausbau unter der Regierung Edmund Stoibers. Aber selbst in traditionellen CSU-Hochburgen wie Freising, Erding oder Dachau gab es bei den vergangenen Kommunal- und Landtagswahlen bittere Einbußen für die Partei. Einzelne Orts- und Kreisverbände haben sich von der Linie der Regierung distanziert. Aber auch der neue Ministerpräsident Horst Seehofer hält an der dritten Startbahn fest.

Dass sie kommen soll, hat er gerade erst in den Koalitionsvertrag mit der FDP schreiben lassen. Es geht um handfeste wirtschaftliche Interessen: Der Münchner Flughafen gehört zu 51 Prozent dem Freistaat.

Über 200 Startbahngegner sind mit ihren Transparenten an den Rand von Unterschleißheim bei München gekommen - um 9.30 Uhr früh an einem normalen Werktag eine recht ordentliche Zahl, aber schwer auf Dauer aufrechtzuerhalten. Als hier vor einigen Monaten die Anhörung zum Bau der umstrittenen Magnetschwebebahn Transrapid stattfand, blieb der Saal meist leer. "Wir wollen, dass die Regierung von Oberbayern uns gerecht beurteilt", hofft Binner.

Viele unter seinen Mitstreitern befürchten aber, dass die Bezirksregierung auch nach den monatelangen Anhörungen an den Ausbauplänen festhalten wird. Dann wollen sie vor Gericht ziehen. "Wir sind vorbereitet und haben keine Angst davor", sagt Binner. "Unsere Anwälte stehen Gewehr bei Fuß."

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