Kommentar Gerechter Lehrerlohn: Boni fürs Engagement

Eine leistungsbezogene Entlohnung der Lehrer und Lehrerinnen ist längst überfällig. Auch für den Einsatz an besonders problematischen Schulen müsste es einen Extra-Bonus geben.

Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Studienrat - nach diesem Prinzip dienen sich deutsche Lehrer heute noch bis zur Pensionierung hoch. Die Schulen bekommen zwar eine Reform nach der anderen verordnet. Doch ausgerechnet vor der Besoldung macht der Reformeifer der Bildungspolitiker halt.

Die Lehrerlobby - egal ob konservativ oder linksliberal - verteidigt ihre Pfründen gegen eine leistungsgerechte Bezahlung: Sie vermutet - mit gutem Grund - Abschläge. Dabei könnte eine Bezahlung, die gute Leistungen belohnt, endlich Schluss machen mit dem Unsinn, dass Lehrer umso besser bezahlt werden, je älter sie - und ihre Schüler - sind.

Eine Grundschullehrerin verdient heute, genau wie ihr Kollege an der Hauptschule, deutlich weniger als der Studienrat am Gymnasium - egal, unter welchen Bedingungen sie arbeitet. Auch ihre Aufstiegschancen sind begrenzt. Deshalb schlagen ambitionierte Lehramtsstudenten am liebsten eine gymnasiale Laufbahn ein und meiden die vermeintlich niederen Schulformen. Die Folge: Wer heute an Hauptschulen oder in sozialen Brennpunkten unterrichtet, ist entweder sehr idealistisch - oder er wurde vermutlich strafversetzt.

Mit einer egalitären Bezahlung und besonderen Boni für Engagement und eine schwierige Schülerschaft ließe sich verwirklichen, was Bildungsexperten schon lange fordern: Die besten Lehrer sollen an den problematischen Schulen unterrichten.

Das allein macht aus schwierigen Schülern zwar noch keine Überflieger. Ein Land wie Finnland hat nicht allein deswegen in Pisa-Studien Erfolg, weil es die Lehrer leistungsabhängig bezahlt. Sondern, weil die Lehrer dort ihre Schüler besser fördern und auf deren Stärken setzen. Dagegen werden Schüler im deutschen Schulsystem noch immer an ihren Schwächen gemessen und gemäß diesen in Haupt- und Realschulen sortiert.

Auch für den engagiertesten Lehrer ist es demotivierend, wenn die Hälfte seiner Hauptschulklasse gleich nach dem erfolgreichen Abschluss mangels Lehrstelle zum Jobcenter muss. Damit sich Leistung lohnt - für Lehrer wie für Schüler -, muss sich deshalb nicht nur die Bezahlung ändern. Sondern auch das System.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.