"Schlechte Zahlen": Arbeitslosigkeit in Spanien steigt

Der Bau liegt brach, die Autobranche verkauft weniger: Spanien kämpft mit der schwersten Krise seit 15 Jahren. Pro Minute fallen dort vier Jobs weg.

Wirtschaftsminister Pedro Solbes spricht von "schlechten Zahlen" und erhebt die Arbeitslosigkeit zum "wichtigsten Problem". Bild: reuters

MADRID taz Im Oktober haben jede Minute vier Arbeitnehmer in Spanien ihren Job verloren. Seit im Frühjahr die Spekulationsblase im Immobilienbereich geplatzt ist, befinden sich Spaniens Beschäftigtenzahlen im freien Fall. 12,2 Prozent oder 2,8 Millionen Menschen sind ohne Arbeit.

Besonders betroffen sind die Immigranten. Über 18 Prozent sind arbeitslos. Unter den Spaniern sind es um die 11 Prozent. Eine regelmäßig unter den Erwerbsfähigen durchgeführte Umfrage ergab, dass in 638.100 Familien kein einziges Mitglied Arbeit hat. Allein in den vergangenen zwölf Monaten verloren 806.900 Menschen ihren Job. Das ist ein Plus von 35,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit stieg die Arbeitslosigkeit so schnell wie nie zuvor in Spaniens Geschichte. Erstmals seit der Krise 1993 fällt die Zahl der vorhandenen Arbeitsplätze.

Allen voran gingen im Bausektor Jobs verloren. Seit die Spekulationsblase Anfang des Jahres platzte, wird kaum noch gebaut. Der Motor des überdurchschnittlich hohen Wirtschaftswachstum Spaniens in den vergangenen zehn Jahren steht damit still. Längst liegen die Prognosen für dieses Jahr bei einem Wachstum von unter 1 Prozent. Dabei ging die Regierung Anfang des Jahres noch von mehr als 2 Prozent aus. Jetzt droht gar die Rezession.

Doch nicht nur die Bauindustrie steckt in der Krise. Auch die Landwirtschaft, das Hotel- und Gaststättengewerbe und selbst die Industrie entlässt Leute. Unter anderem klagen die Automobilhersteller über den sinkenden Absatz und schicken ganze Abteilungen in Kurzarbeit oder zum Arbeitsamt.

Während der Wirtschaftsminister der sozialistischen Regierung, Pedro Solbes, ganz offen von "schlechten Zahlen" spricht und die Arbeitslosigkeit zum "wichtigsten Problem" erhebt, versucht sein Kollege aus dem Arbeitsministerium, Celestino Corbacho, die Spanier zu beruhigen. "Die Finanzkrise ist in zwei Monaten um, dann kommt eine Zukunft voller Vertrauen."

Die spanische Wirtschaftspresse, die Gewerkschaften und die Opposition sind weniger optimistisch als Corbacho. Beim jetzigen Wirtschaftswachstum erreiche die Arbeitslosenquote Ende 2009 14,5 Prozent und 2010 gar 16 Prozent, heißt es. Die Schätzungen des IWF sind noch besorgniserregender. Die Arbeitslosigkeit werde 2009 auf knapp unter 15 Prozent steigen. Die spanische Regierung und der Etat des Arbeitsamtes gingen bislang von nur 10,4 Prozent aus.

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