Kommentar Rückzug Georg Schmid: Die CSU verprellt ihren Retter

Die CSU verliert mit Schmid den einzigen Mann, der in der Lage gewesen wäre, den Freistaat Bayern davor zu bewahren, ein ganz normales Bundesland unter vielen zu werden.

Die CSU steht unter Schock. Als ob die katastrophale Niederlage bei der Landtagswahl, der Verlust der absoluten Mehrheit, der Rücktritt von Parteichef und Ministerpräsident nicht schon schlimm genug gewesen wären - der überraschende Rückzug des CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag, Georg Schmid, aus dem Rennen um die Landesvaterschaft ist ein weiterer herber Schlag für die gebeutelte Partei. Verliert sie doch so den einzigen Mann, der in der Lage gewesen wäre, den Freistaat Bayern davor zu bewahren, ein ganz normales Bundesland unter vielen zu werden.

Wie kein anderer hat sich Schmid seit Jahren schon für Land und Leute eingesetzt. Zuletzt sorgte er mit einer öffentlichkeitswirksamen Beschwerde gegen eine despektierliche WDR-Dokumentation für Aufsehen: "Nehme unsere Heimat vor Pöbeleien in der ARD in Schutz", wetterte Georg Schmid, wie man es sonst nur von Franz Josef Strauß kannte. Hier zeigte es sich einmal mehr: Bei Georg Schmid vereinen sich Volksnähe und Heimatliebe - zwei Eigenschaften, die ihn von den anderen drei Bewerbern um den Posten des Ministerpräsidenten wohltuend abgehoben haben. Doch jetzt ist auch Georg Schmid Opfer der parteiinternen Intrigen geworden, die schon Erwin Huber und Günther Beckstein die Ämter gekostet haben. Dabei kann ohne ihn an der Spitze Bayern nicht gesunden.

Jedenfalls nicht mit den verbliebenen Kandidaten: Joachim Herrmann, dem technokratischen Innenminister, fehlt jegliches Profil. Wie kann jemand, bei dem bezweifelt werden darf, dass in seinen Adern tatsächlich Blut fließt, das Herz eines entfremdeten Wahlvolkes erwärmen? Thomas Goppel, der Kunstminister, kann immerhin auf seine Lebensleistung als Sohn des Ministerpräsidenten Alfons Goppel zurückblicken. Aber das ist nicht genug. Horst Seehofer schließlich mag zwar ein politisches Talent sein. Doch was nützt das den Bayern, wenn sie sich auf ihren Landesvater nicht verlassen können? Denn verlässlich ist Seehofer nicht.

Verlässlich wäre allein Georg Schmid gewesen: klar in der Sprache und gewandt im Auftritt, dabei herzenswarm und naturverbunden. Jetzt hat er hingeworfen. Es ist ein weiterer schwarzer Tag für Bayern.

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