Hamburger SV holt Verteidiger: Jansen verlässt Bayern

Münchens Trainer Jürgen Klinsmann lässt Abwehrspieler Marcell Jansen ziehen. Ersatz steht schon parat: Massimo Oddo aus Italiens Weltmeisterelf kommt zum FC Bayern.

Neun Millionen Euro ist dem Hamburger SV dieser Mann wert: Marcell Jansen. Bild: dpa

Hat Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann seinen einstigen Zögling Marcell Jansen fallen gelassen? Klinsmann, der Jansen 2005 in die Nationalelf holte und ihn mit zur WM nahm, konnte und wollte dem 22-Jährigen keine Job-Garantie auf der linken Außenbahn geben. Dort ist Philipp Lahm gesetzt. Sein Talent in die Mitte zu ziehen, zu dribbeln, den Abschluss zu suchen, ist auf der rechten Seite dahin. Das muss Klinsmann Jansen deutlich gemacht haben.

Bei Lahm lief es entgegen gesetzt: Der kleine Mann kokettierte schon vor der Sommerpause mit einem Wechsel zum FC Barcelona. Klinsmann überzeugte ihn zu bleiben. Er braucht ihn.

Jansen scheint nicht gebraucht zu werden. Dennoch hinterlässt er eine Lücke. Das spricht einerseits nicht für den Kader des FC Bayern. Andererseits war klar, dass sich die Münchener wohl kaum auf den Neun-Millionen-Deal mit dem Hamburger SV eingelassen hätten, wenn sie nicht noch mindestens einen Pfeil im Köcher gehabt hätten. Auf der linken Außenbahn sind die Bayern trotz fehlender Doppelbesetzung mit Lahm gut aufgestellt.

Also musste auf rechts nachgebessert werden. Dort spielen Willy Sagnol und Christian Lell. Wobei man bei Sagnol kaum noch von Spielen sprechen kann. Er ist aktuell verletzt. Wieder einmal. Bleibt Lell für die rechte Seite, von dem auch die Münchener Verantwortlichen wissen, dass mit ihm in der Champions League keine Bäume auszureißen sind: Zu statisch, zu sehr auf die Flanken aus dem Halbfeld fixiert, zu phlegmatisch: Zu sehr wie Willy Sagnol spielte Lell die meisten seiner 73 Bundesligapartien.

Nun kommt also Massimo Oddo vom AC Mailand. Doch der 32-Jährige, der bei der EM nicht im Kader der italienischen Nationalmannschaft stand, ist auch nicht mehr als ein leichtes Transfer-Erdbeben. Es ist der alte Bayern-Reflex: Stark gegen uns, also holen!

Oddo hat die Bayern im April 2007 mit zwei überragenden Spielen aus der Champions League befördert. 2002 war es Roy Makaay der mit vier Treffern in zwei Spielen den Münchern das Vorrunden-Aus bescherte. Kein Jahr später lief auch er für die Bayern auf. Ähnlich reagierte Hoeneß bereits in den Achtzigern als Olaf Thon oder Manni Schwabl geholt wurden.

Doch passt der alte Reflex noch zum Sturm-und-Drang-Klinsmann? Er setzte in der Nationalelf konsequent auf junge Spieler. Zum Trainingsauftakt sagte Klinsmann, dass er wisse, dass "die Arbeit als Bundestrainer nicht übertragbar ist auf die Arbeit im Verein". Diese Wirklichkeit hat ihn schnell eingeholt: Die Bayern wollen in der Champions League angreifen, die Liga ist nach den vielen Meisterschaften der letzten Jahre nur noch Pflicht.

Und aktuell wirkt Marcell Jansen für die Kür, den Tanz auf dem europäischen Parkett, nicht stark genug. Oddo, der 2007 als Säule des Berlusconi-Teams die Champions League gewann, scheint die richtigen Schritte zu kennen. Er soll den Bayern die nötige Stabilität verleihen. Ein Zukunftsmodell ist er aber nicht. Ein solches hat der FC Bayern nur noch auf links zu bieten. Zum Reformer Klinsmann passt das nicht.

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