Prügelopfer beschuldigt jetzt die Polizei

ÄGYPTEN Hamadi Saber sagt gegenüber dem Staatsanwalt über seine Misshandlung durch Sicherheitskräfte aus. Unterdessen berichten Oppositionelle über neuen Fall von Tod durch Folter

KAIRO/BERLIN dpa/afp/taz | Die Geschichte des Ägypters, der bei einer Demonstration in Kairo von Polizisten nackt über die Straße geschleift wurde, nimmt eine neue Wendung. In der Nacht zum Montag entschloss sich der arbeitslose Anstreicher Hamada Saber nun doch dazu, die Polizei zu beschuldigen.

Saber war nach einer Prügelattacke vor dem Präsidentenpalast in der Nacht zum Samstag mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Zunächst hatte er behauptet, Demonstranten hätten ihn misshandelt. Dies hatte den Verdacht nahegelegt, dass ihn die Polizei unter Druck gesetzt hat, denn eine Fernsehkamera hatte genau festgehalten, wie die Polizisten den nackten wehrlosen Mann, der am Boden lag, schlugen und über den Asphalt zerrten.

Das ägyptische Nachrichtenportal al-Ahram berichtete am Montag, Saber habe gesagt, er habe sich erst entschlossen, nicht Anzeige gegen die Polizisten zu erstatten, weil er im Polizeikrankenhaus gut behandelt worden sei und um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Seine Familie habe ihn jedoch jetzt aufgefordert, die Wahrheit zu sagen, erklärte der 50-Jährige. Deshalb habe er dem Staatsanwalt berichtet, was sich wirklich Freitagnacht vor dem Palast zugetragen habe.

Al-Ahram zufolge schilderte Saber den Abauf wie folgt: Die Polizisten hätten auf ihn geschossen und ihn am Bein verletzt, ihn geschlagen und weggeschleppt. Als er sich gewehrt habe, hätten sie sein Hemd abgerissen und schließlich seine Hose und Unterhose heruntergezogen. Saber fügte hinzu, dass ihn niemand unter Druck gesetzt habe. Damit bezog er sich auf Vermutungen, er sei dahingehend beeinflusst worden, die Demonstranten für seine Misshandlung verantwortlich zu machen. Inzwischen wird gegen einen Polizeioffizier und 15 Polizisten ermittelt.

Ägyptische Oppositionelle berichteten unterdessen, einer ihrer Mitstreiter sei an den Folgen von Misshandlungen durch die Polizei gestorben. Mohammed al-Guindi sei am Montag „infolge von Folter“ verstorben, teilte die Partei Volksströmung mit. Das Gesundheitsministerium bestätigte den Tod des Mannes. Er war Ende Januar verschwunden, nachdem er an einer Demonstration gegen die Regierung teilgenommen hatte. Nach Angaben seiner Mutter berichteten später Oppositionelle, die mit al-Guindi zusammen festgenommen wurden, dass der 28-Jährige in ein Polizeilager gebracht und gefoltert wurde.