Chinesische Polizisten bedrohen Journalisten: Blanke Nerven

Hitze, Smog und blanke Nerven bei Pekings Polizisten. China hatte bei größere Freiheiten für die Presse versprochen. Die Wirklichkeit sieht jetzt anders aus.

Können, wenn man Pech hat, nicht nur grimmig gucken: Polizisten in Peking. Bild: dpa

Peking taz Dazu gehört auch der Hongkonger Fotograf Felix Wong, der am Freitag Bilder von Tumulten beim Kartenverkauf machen wollte. Erboste Polizisten eilten herbei und versuchten, ihn und einige Kameraleute abzudrängen. Als sie sich weigerten, kam es zu einem Gerangel, bei dem ein TV-Reporter zu Boden gestoßen wurde und eine Kamera zu Bruch ging. Wong, Mitarbeiter der Hongkonger Zeitung South China Morning Post, wehrte sich und traf, wie er berichtet, versehentlich die Lende eines Polizisten, der ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Wong wurde daraufhin mehrere Stunden lang festgehalten.

Dies ist das jüngste Beispiel, wie Pekings Behörden mit Presseleuten kurz vor den Olympischen Spielen umgehen. Als sich Peking 2001 um die Spiele bewarb, hatte es bessere Arbeitsbedingungen für Journalisten versprochen, mehr Transparenz und größere Offenheit. Diese Zusicherung scheint nur wenige Tage vor dem Beginn der Spiele vergessen. Ausländische Korrespondenten werden behindert, bedroht und zuweilen festgenommen. Einige wurden gezwungen, ihre Videos herauszugeben und Fotos zu löschen.

Mehr als 20.000 Journalisten haben sich für das große Sportereignis angesagt. Viele wollen nicht nur über die Wettbewerbe berichten, sondern auch über Land und Leute des neuen China. Dabei allerdings geraten sie häufig in Konflikt mit den Behörden. Polizisten in Uniform und in Zivil und "freiwillige Helfer" von den Nachbarschaftskomitees haben in den letzten Tagen immer wieder Chinesen bei Straßeninterviews eingeschüchtert, selbst wenn es sich nur um harmlose Themen wie Olympia-Maskottchen oder das Wetter handelt. Ausländische Fernsehteams, unter anderem auch von ARD und ZDF, erlebten Schikanen und Behinderungen. So brachen Wachleute auf der Großen Mauer eine Live-Übertragung des ZDF ab. Auch der von den Behörden ursprünglich zugesagte freie Zugang zum Internet ist nicht gewährleistet. So waren die Webseiten von internationalen Menschenrechtsgruppen oder chinakritische Seiten selbst im Hauptpressezentrum (MPC) am Sonntag gesperrt, meldet dpa. Journalisten klagten auch, dass zum Teil zwar Medienseiten aufgerufen werden könnten, aber einzelne Berichte dennoch blockiert seien. Der Medienchef des Pekinger Organisationskomitees Sun Weijia führte das auf "individuelle Probleme" zurück.

Zuweilen wurden Interviewpartner zusammengeschlagen oder in Hausarrest gesteckt, wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete. Der Dissident Hu Jia sitzt für dreieinhalb Jahre im Gefängnis, weil er ausländische Journalisten über Verhaftungen und die Lage politischer Gefangener informiert hatte.

Dabei hatte das Pekinger Außenministerium Anfang 2007 die Arbeitsbedingungen erleichtert: Sie müssen ihre Recherchen nicht mehr anmelden, dürfen frei im Land reisen und interviewen, wen sie wollen. So weit die Theorie. In der Praxis ignorieren lokale Funktionäre häufig die Rechtslage. Tibet und seit den Unruhen am 14. März auch tibetische Siedlungsgebiete sind für Journalisten geschlossen.

Seit Monaten streiten internationale TV-Sender mit den Pekinger Behörden über die Frage, wo und wann sie filmen dürfen. Dabei geht es oft um sehr viel Geld: Der US-Sender NBC hat für das Recht, während der Wettkämpfe aus den Arenen und Stadien direkt zu senden, rund 900 Millionen Dollar bezahlt. Auch das ZDF hatte für die Live-Übertragung auf der Mauer an die chinesischen Fernsehverantwortlichen für die Direktleitung zahlen müssen - im Voraus.

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