FC Bayern München verliert Supercup: Versemmelt, na und?

Luca Toni ist auch nicht mehr das, was er mal war. So enttäuschend wie die EM verlief das Spiel gegen den Borussia Dortmund für ihn. Aber für die Bayern gibt's Wichtigeres.

Dortmunds Neven Subotic gegen Luca Toni. Bild: ap

DORTMUND taz Dass es nicht viel werden würde mit dem ruhmreichen FC Bayern München an diesem lauen Sommerabend in Dortmund, war schon in der ersten Spielminute zu erahnen. Da versprang Luca Toni ein Ball, den er sonst mit Leichtigkeit verarbeitet. Als das Spielgerät ins Aus trudelte, begleitete den Star das höhnische Gelächter der Südkurve. Es ist viel passiert seit dem 19. April, als Toni den BVB im Pokalfinale von Berlin mit seinen beiden Treffern besiegte. Der Star hat mit Italien eine enttäuschende Europameisterschaft erlebt und am Mittwoch Abend ist es ihm verwehrt worden, mit seinem Klub eine weitere Trophäe in den Himmel zu stemmen.

Der FC Bayern hat den Supercup vor 47.000 Zuschauern mit 1:2 (0:2) verloren - was locker zu verschmerzen ist. Zum einen, weil es sich nicht um einen offiziellen Titel handelt, der auf dem Briefkopf verzeichnet wird. Es hatte sich ja sowieso um eine Hilfskonstruktion gehandelt, weil ja in diesem Wettbewerb eigentlich der Meister gegen den Pokalsieger antritt. Doch da die Bayern beide Titel gewonnen haben, durften die Dortmunder als Pokalfinalist ran. Zudem hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) der Reanimation des Prestigespiels ihren Segen verweigert, was beide Klubs nicht davon abhielt, trotzdem gegeneinander anzutreten. Doch was der Branchenführer aus dem Süden dann anbot, ließ gar nicht erst den Verdacht aufkommen, als sei er mit gesteigerten Ambitionen ins Revier gereist.

Es gibt Wichtigeres für die Bayern, als den unbedeutenden Supercup zu erringen. Am Morgen vor dem Spiel in Dortmund hatten die Münchener noch eine Trainingseinheit absolviert. Entsprechend blutleer war die abendliche Vorstellung. Vor allem in der ersten Halbzeit trudelte das hochgerüstete Ensemble, bei dem sechs Akteure zum Einsatz kamen, die bei der EM noch das Leibchen ihres Landes getragen hatten, über den Platz, als hätten sie die lästigen 90 Minuten schon hinter sich und befänden in der Phase des Austrabens. In der zweiten Halbzeit, als Jürgen Klinsmann gleich fünf seiner müden EM-Helden erlöste, wurde es zwar ein bisschen besser, doch wirklich ambitionierter Fußball war auch jetzt nicht zu sehen. Das einzige Erfolgserlebnis des Abends war einem Unbekannten namens Mehmet Ekici vorbehalten, seines Zeichens U18-Nationalspieler.

Bayerns neuer Trainer nahm die Niederlage gefasst auf. "Es ist nicht schlimm, hier zu verlieren", verkündete Klinsmann lächelnd. "Für uns war es wichtig zu sehen, welchen Stand unsere Nationalspieler haben, die vor sechs Tagen zu uns gekommen sind." Es bleibt noch einiges zu tun, bis es in drei Wochen um Punkte geht. "Jetzt geht es weiter, damit wir zu Saisonbeginn gut aufgestellt sind." Seine Spieler wussten natürlich um die Minimalbedeutung des Supercups. "Wir hätten hier schon gern gewonnen", sagte Toni Kroos, "aber es war nur ein Testspiel. Das darf man nicht so eng sehen." Lukas Podolski hatte bereits vor dem Anpfiff verkündet, diese Partie habe keine Aussagekraft. Nach dem Abpfiff verkündete er: "Dabei bleibt es."

Die Dortmunder ergriffen die günstige Gelegenheit und gewann nach Toren von Jakub Blaszczykowski und Tamàs Hajnal. Spieler und ihre Anhänger freuten sich, als Kapitän Sebastian Kehl den Pokal aus den Händen der Legenden Siggi Held und Gerd Müller entgegennahm. Anschließend machte sich Dede mit dem silberne Ding auf den Weg. Eine unbedeutende Trophäe, aber immerhin nach langer Dürre mal wieder etwas, was man den nach Erfolgen dürstenden Fans auf der Südtribüne vorzeigen konnte. Es ist ihr Recht, die Feste zu feiern, wie sie fallen. Jürgen Klopp hat eine andere Sicht auf die Dinge. Dortmunds neuer Trainer wusste den Stellenwert dieses Sieges genau einzuordnen, und das tat er auf die ihm eigene eloquente Art. "Das soll jetzt nicht despektierlich klingen", verkündete "Kloppo" mit breitem Grinsen, "aber für uns gegen die Bayern eine gute Trainingseinheit."

Dennoch haben die Dortmunder einige positive Dinge mitgenommen. Nach dem Schlusspfiff stand Klopp im intensiven Dialog mit Dede vereint und berichtete später, der Brasilianer habe "einige Dinge gesehen, die für uns sehr gut gelaufen sind. Das habe ich ihm bestätigt." Dennoch weiß Dortmunds Trainer, dass auf seine Mannschaft sehr viel ernstere Bewährungsproben warten als der lässige Kick gegen lustlose Bayern: "Wer jetzt anfängt zu träumen", versicherte Klopp, "der soll mit den Drogen aufhören."

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