T-Systems muss sich erneuern: IT-Dinosaurier

Selbst für große Projekte in der Telekommunikation braucht man heute nicht mehr unbedingt auch große Dienstleister. Hat die Telekom den Trend verpennt?

Sieht doch ganz gut aus: Schaltzentrale der Konzernmutter Telekom AG Bild: DEUTSCHE TELEKOM

BERLIN taz Slogans, nach denen die Bereiche Telekommunikation und Informationstechnik bald nahtlos zusammenwachsen: das ist T-Systems. Das Zusammenwachsen, das der aus dem debis Systemhaus der damaligen DaimlerChrysler AG hervorgegangene Dienstleister propagierte, gefährdet ihn jetzt. Die Frage, ob man für große IT- und TK-Projekte auch entsprechend große Dienstleister braucht, beantworten immer mehr Kunden mit Nein. Denn: Internettechnologien und ausgelagerte Dienstleistungen machen es heute leichter als je zuvor, komplexe Infrastrukturen für kleines Geld aufzubauen. Die viel beschworene Konvergenz ist tatsächlich da.

Das weiß man inzwischen auch bei der Telekom, deren Personalvorstand Thomas Sattelberger von einer "Erneuerung von T-Systems" spricht, die in voller Fahrt sei. Fragt sich nur, wohin die Fahrt geht. Vermutlich ins Ausland: Dort soll nämlich, so die Telekom, das Geschäft noch wachsen.

Wenn der jüngste Internetboom der Wirtschaft etwas gezeigt hat, dann sind es die Möglichkeiten der Agilität, die das Netz bietet. Heute wird lieber eine Internetanwendung erst halb fertiggestellt und gleich online gelassen, als dass lange überlegt und erst dann umgesetzt wird. Die Nutzer freut diese sogenannte Betamanie, weil sie Dinge offenbar viel schneller in den Händen halten, auf die sie früher lange hätten warten müssen. Zur Qualität mag das zwar nicht unbedingt beitragen (die Nutzer werden selbst zum Versuchskaninchen), doch es hilft, die Menschen mit den Diensten, die sie verwenden, stärker in Verbindung zu bringen - auch emotional, schließlich hat man geholfen, ein Produkt mitzuentwickeln.

Firmen wie T-Systems, die die Konvergenz propagieren und anfangs auch entscheidend mitgeprägt haben, bleiben dabei außen vor. Sie können zwar versuchen, sich mental zu verändern, sich die agile "Web 2.0"- Anbieter-Maske überziehen, was man bei der Telekom zuletzt auch gerne tat. Doch diese Kultur des Schnellen wird dadurch nicht gelebt. Den Mentalitätsumschwung mögen IT-Dinosaurier schade finden, schließlich geht er nicht selten auf Kosten der Qualität. Ihr Lamento ist aber nicht hilfreich.

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