Telekom plant Stellenstreichungen: Trend verpennt

Bis zu 4.000 Jobs sind bei der Telekom gefährdet - bei der Tochter T-Systems. Praktisch für den Konzern: Hier gibts angeblich keine Vereinbarung, die Entlassungen verbietet.

Auf dem absteigenden Ast: die Geschäftskundensparte T-Systems Bild: ap

Die Deutsche Telekom hat erstmals mit Entlassungen in größerem Umfang gedroht. Personalchef Thomas Sattelberger will zunächst Mitarbeiter mit Abfindungen dazu bewegen, zu gehen. "Sollten die sozialverträglichen Maßnahmen allerdings nicht ausreichen, kann ich in letzter Konsequenz betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen", erklärte er gestern. Wie in den Vorjahren müssten weltweit wohl bis zu 4.000 der rund 56.000 Stellen der Geschäftskundensparte T-Systems gestrichen werden, sagte Konzernsprecher Stefan König. Die Gewerkschaft Ver.di sprach von einer "unglaublichen Provokation".

Anders als beim Mutterkonzern gibt es laut König bei T-Systems keine Vereinbarung, die Entlassungen verbietet. "Wir hatten solche Kündigungen bereits in vergangenen Jahren, aber in sehr geringem Umfang", erklärte der Sprecher. Dieses Jahr würden möglicherweise deutlich mehr Leute entlassen.

Das könne durch mehr Wachstum verhindert werden. Aber das ist unwahrscheinlich. 2007 machte T-Systems einen Betriebsverlust von 323 Millionen Euro. Das Unternehmen leidet darunter, dass die Tarife für Telefongespräche oder Datenübertragung gesunken sind und immer mehr Firmen Internettelefonie nutzen. Auch bei Rechenzentren, die T-Systems anbietet, ist die Konkurrenz stark.

Besonders stark ist der Druck in Deutschland. Dort brach der Umsatz im ersten Quartal um 14 Prozent ein, während er im Ausland wuchs. Das Problem für die Beschäftigten: Zwei Drittel von ihnen arbeiten im Inland. Deshalb richtet sich das Abfindungsprogramm, das im September startet, nur an diese Mitarbeiter.

Den Vorwurf, Fehler des Managements hätten T-Systems in die aktuell schwierige Lage gebracht, wies König zurück. "Auch viele unserer Konkurrenten haben Probleme", sagte er. Analysten bewerten die Verantwortlichkeiten jedoch anders. "Der alte Vorstand hat sicherlich einige Trends verschlafen", erklärte David Pieper von der Landesbank Baden-Württemberg. Bei der Internettelefonie habe die Telekom zu lange gewartet. "Die Konkurrenz bei schnellen Internetanschlüssen und Mobilfunk hat sie unterschätzt." Der seit November 2006 amtierenden Vorstandschef René Obermann dagegen sei nicht zu kritisieren. Den jetzt diskutierten Stellenabbau nannte Pieper "ein Mosaiksteinchen" zur Kostensenkung. "Der rosa Riese muss schlanker werden."

Damit sind Arbeitnehmervertreter natürlich nicht einverstanden. "Der Vorstand will wohl die Öffentlichkeit an Kündigungen gewöhnen, um sich vor sozialverträglichen Lösungen zu drücken", erklärte Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder. Die Kommunikationsgewerkschaft im Deutschen Beamtenbund, DPVKOM, beklagte, "dass die Beschäftigten wieder einmal die Leidtragenden von Fehlern der Unternehmensführung sind". Statt Mitarbeiter zu entlassen, sollte sie lieber eine Produkt- und Kundenoffensive starten.

Zunächst verkauft die Telekom jedoch ihre Tochter DeTeImmobilien an das österreichische Bauunternehmen Strabag. Für die rund 6.200 Beschäftigten seien "weitreichende Vereinbarungen zur Sicherung der Beschäftigungsverhältnisse sowie zu den finanziellen Konditionen für die Mitarbeiter" getroffen worden, teilte die Telekom mit. Über den Kaufpreis des Unternehmens mit 1 Milliarde Umsatz machte sie keine Angaben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.