Die Kabelbündel im Blick

POTSDAM Neben dem Großflughafen muss sich Matthias Platzeck (SPD) auch noch um andere Baustellen kümmern. Jetzt hat er sich im neuen Stadtschloss, dem künftigen Brandenburger Landtag, umgeschaut

Das wiederaufgebaute Potsdamer Stadtschloss ist noch voller Gerüste, die Fortschritte auf der Baustelle für den künftigen Brandenburger Landtag sind aber nicht zu übersehen. „Potsdam hat wieder sein Herz gefunden“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Montag bei einer Besichtigung des Landtagsneubaus. Zwischen Nikolaikirche, Fortunaportal und Altem Rathaus zeige sich wieder das alte Zentrum der Stadt.

Seit Kurzem ist Platzeck auch Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg und muss sich dort mit einem ungleich größeren Projekt beschäftigen. Wie beim Flughafen ist allerdings auch beim Landtag der Eröffnungstermin unklar. Bereits im vergangenen Dezember sollte er bezugsfertig sein. Nun hofft man auf eine Fertigstellung in diesem Jahr.

Sportliches Ziel gesetzt

Finanzminister Helmuth Markov (Linke) geht davon aus, dass der Bau 2013 fertig wird. Der Technische Leiter des Generalauftragnehmers BAM Deutschland, Thomas Weber, ist da vorsichtig. „Wenn der Kunde mitspielt, kann in zwei bis drei Monaten ein Termin festgelegt werden. Wir geben Gas“, betonte er. Der Architekt, Peter Kulka, spricht von einem sportlichen Ziel.

Bei der Festlegung des Einzugstermins setzten die Beteiligten auch auf ein Schiedsgericht, das strittige Fragen klären soll. Dazu gehören die Baukosten, die mit rund 120 Millionen Euro veranschlagt waren. Bislang wurden bereits mehr als 100 Änderungen beantragt. Mehrkosten von rund 18,4 Millionen Euro könnten anfallen.

Im neuen Landtag interessierte sich Platzeck unter anderem dafür: Wie viele Bürger passen auf die Tribüne (170), wie groß ist ein normales Abgeordnetenbüro (18 Quadratmeter) oder wie hoch ist der Plenarsaal (12 Meter)? Als die im Fußboden des Plenarsaals verlegten Leitungen erläutert werden, sagte Platzeck etwas süffisant: „Ich habe Kabelbündel lieben gelernt.“ Ein Hinweis darauf, dass beim neuen Großflughafen Tausende Kabel nicht richtig verlegt wurden.

Im März sollen die Planen an den Fassaden fallen. Beim Innenausbau sind 200 Handwerker aus 30 Betrieben im Einsatz: Maler, Elektriker, Fußbodenleger, Lüftungstechniker. Architekt Kulka warnte vorsorglich: „Jedes Projekt, das länger dauert, kostet und kostet.“ GUDRUN JANICKE, DPA