Sicherer Schulweg: Große sollen für Kleine bremsen

Tempo 30 vor allen Berliner Schulen: So will die Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Auch die Verkehrserziehung soll besser werden.

Äußerst ungeeigneter Schulweg Bild: AP

Eltern müssen sich bald weniger Sorgen um ihre Kinder machen. Zumindest, was die Sicherheit ihrer Schützlinge auf dem Schulweg betrifft. Vor allen Berliner Schulen dürfen Autofahrer künftig nur noch Tempo 30 fahren. Zum Schuljahresbeginn ist die 30-Zone vor den Grundschulen geplant. Danach soll sie bei allen weiteren Schulen in Angriff genommen werden. Das geht aus dem neuen Verkehrssicherheitsbericht hervor, den Ingeborg Junge-Reyer (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung, am Mittwoch vorstellte. An 73 von 117 Grundschulen an Hauptverkehrsstraßen gilt bislang noch Tempo 50. "Das muss sich ändern", sagte Junge-Reyer.

Jörg Lange, Leiter der Verkehrslenkung Berlin (VLB), weiß wie: "Zuerst stellen wir an den Grundschulen Hinweisschilder auf", erklärt er. Dazu gebe es vereinzelt Dialog-Displays, die dem Fahrer anzeigen, ob er zu schnell fährt: "Die wirken wie Radarkontrollen." Diese Maßnahmen sollen funktionieren - auch auf Hauptverkehrsstraßen.

Felicitas Kubala, umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, begrüßt das Tempolimit. "Interessant ist nur, dass sich Frau Junge-Reyer bei der Debatte um den Lärmminderungsplan gegen 30-Zonen gestellt hat", sagt sie. "Und jetzt, wo es um Verkehrssicherheit geht, ist sie plötzlich dafür."

Zuspruch bekommt Junge-Reyer auch beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). "Wenn die Geschwindigkeit im Verkehr verringert wird, passieren weniger Unfälle", so die Landesvorsitzende des ADFC, Sarah Stark. "Dass die Senatorin dabei ein Augenmerk auf Schulen richtet, ist eine gute Sache."

Neben dem Tempo-30-Limit sieht der Sicherheitsbericht eine verbesserte Verkehrserziehung von Schulkindern vor. Darunter fällt das Projekt "Kinderstadtplan". Dort erkunden Kinder im Unterricht zusammen mit ihren Lehrern das Umfeld der Schule und entwerfen eigene Stadtpläne. Die Reinhardswald-Grundschule in Kreuzberg hat bereits einen Kinderstadtplan erstellt. Junge-Reyer will die Aktion mit 50.000 Euro unterstützen. Für die Finanzierung weiterer Maßnahmen im Straßenverkehr hat die Senatsverwaltung in diesem Jahr 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Für Rad- und Fußwege gibt es weitere 4 Millionen.

Der Bericht umfasst noch mehr Vorhaben, mit denen der Senat die Verkehrssicherheit erhöhen will. So soll die Unfallwahrscheinlichkeit an gefährdeten Orten entschärft werden. Dazu zählt das Kottbusser Tor in Kreuzberg. Dort hat es in den letzten drei Jahren laut der Verkehrslenkung Berlin (VLB) 576 Unfälle gegeben.

Insgesamt starben in Berlin im vergangenen Jahr 56 Menschen bei Verkehrsunfällen. Das ist laut Junge-Reyer der niedrigste Stand, den die Polizei jemals registriert hat. Gleichzeitig habe es mehr Leichtverletzte gegeben. Bis 2010 will der Senat die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten um 30 Prozent verringern. Ein sogenanntes "Sicherheitsaudit" werde von nun an alle Straßenbauplanungen auf Sicherheit und Unfallrisiko überprüfen, so die Senatorin. Sieben Mitarbeiter seien bereits zu Auditoren ausgebildet worden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.