OECD-Studie zum Agrosprit: Verdammt teurer Klimaschutz

Um mit Sprit vom Acker eine Tonne CO2 zu sparen, fließen bis zu 1.100 Euro Subventionen. Im Emissionshandel kostet die gleiche Menge 26 Euro. Was heißt das?

Hübsch, fürs Klima aber irgendwie Quatsch: Rapsanbau Bild: dpa

Die Luft wird dünn für die Treibstoffe vom Acker. Am Mittwoch stellte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris eine Studie vor, die wenig Gutes lässt am Agrosprit.

Die Förderung von Biokraftstoffen in der EU, den USA und Kanada trage "nur minimal zum Klimaschutz bei", heißt es da. Zugleich verursache sie für Verbraucher und Steuerzahler jährlich Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe. "Es gibt sehr viel effizientere Wege, etwas für den Klimaschutz zu tun als die Förderung von Biokraftstoffen", sagt Stefan Tangermann, OECD-Direktor für Handel und Landwirtschaft. An erster Stelle müsse die Senkung des Verbrauchs stehen.

Falls die EU, USA und Kanada ihre gegenwärtige Förderung von Biokraftstoffen fortsetzten, fielen im Jahr 2015 die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor bestenfalls um 0,8 Prozent geringer aus als ohne diese Förderung. Hingegen entstünden Steuerzahlern und Verbrauchern durch Subventionen, Steuerverzicht, Beimischungszwang und Handelsschranken im Jahr 2015 Kosten in Höhe von 25 Milliarden Dollar jährlich. 2006 habe die Förderung 11 Milliarden Dollar Kosten verursacht.

Die Vermeidung einer Tonne CO2 durch Ethanol und Biodiesel in Nordamerika und Europa kostet nach Berechnungen der OECD zwischen 600 und 1.100 Euro. Das ist enorm teuer. Der Vergleichsmaßstab ist immer der europäische Emissionshandel, wo die Tonne aktuell für 26 Euro gehandelt wird. Das heißt: Die Unternehmen, die dem Emissionshandel unterliegen, können eine Tonne CO2 für ein Dreißigstel des Preises vermeiden, den der Agrosprit die Gesellschaft kostet.

Und trotz des rasanten Ölpreisanstiegs sind die biogenen Treibstoffe nicht konkurrenzfähiger geworden. Im Gegenteil: Der Preisanstieg war hier sogar noch stärker als beim Erdöl. Umgerechnet auf den Energiegehalt eines Liters herkömmlichen Sprits kostete Biodiesel im vergangenen Jahr zwischen 1,20 und 1,30 Euro, nachdem er drei Jahre zuvor noch fast 50 Cent günstiger gewesen war. Auch Ethanol aus europäischem Weizen oder Zuckerrüben sowie aus US-amerikanischem Mais ist (ohne Steuer gerechnet) deutlich teurer als fossiler Sprit.

Die Förderung der Treibstoffe vom Acker führe zu steigenden Lebensmittelpreisen, rechnen die Autoren der Studie vor. Setzte man die Förderung im bisherigen Stil fort, so würden zwischen 2013 und 2017 etwa 12 bis 14 Prozent der weltweiten Grobgetreide- und Pflanzenölproduktion für Kraftstoffe verwendet. 2007 waren es 8 bis 9 Prozent. Sollten hingegen sogar Pläne der EU und der USA zum Ausbau der Förderung umgesetzt werden, würden bald knapp 20 Prozent der weltweiten Pflanzenölproduktion und 13 Prozent der Grobgetreideproduktion in die Kraftstoffindustrie abfließen.

Bei Fortsetzung der aktuellen Förderpolitik dürften die Preise für Weizen, Mais und Pflanzenöl mittelfristig um 5, 7 bzw. 19 Prozent höher liegen, als das ohne Förderung von Agrosprit zu erwarten wäre.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.