Nach nächtlichen Verhandlungen: Kabinett beschließt Mindestlohn

Etappensieg für Arbeitsminister Scholz: Der branchenbezogene Mindestlohn ist beschlossen. Arbeitgeberpräsident Hundt warnt vor möglichen Folgen - wie einem Stellenabbau.

Minestlohn für alle? Hundt warnt davor. Bild: ap

BERLIN ap Der monatelange Streit ist vorbei: Die Koalition hat sich auf gesetzliche Regeln für weitere Branchen-Mindestlöhnen geeinigt. Das Bundeskabinett hat am Mittwoch das neue Entsendegesetz und das Mindestarbeitsbedingungengesetz beschlossen. Gemäß dem Koalitionsbeschluss vom Juni 2007 sollen damit Lohndumping und unfaire Billigkonkurrenz bekämpft werden.

Zuvor hatten Arbeits- und Wirtschaftsministerium sowie das Kanzleramt am Dienstagabend in einer höchst ungewöhnlichen Nachverhandlung unmittelbar vor der Kabinettsbefassung noch einmal stundenlang gestritten. Nötig gewesen sei noch "einiges an Gesprächen auf höchster Ebene", hieß es. Auf Wunsch von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) seien Details geändert worden, darunter eine Befristung der Verordnungen zum Gesetz über Mindestarbeitsbedingungen. Im Grundsatz seien beide Gesetzentwürfe aber erhalten geblieben. Über Details der Einigung wollte Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) am Nachmittag auf einer Pressekonferenz berichten.

Die beiden Vorhaben regeln die Bedingungen, unter denen weitere branchenbezogene Mindestlöhne für allgemeinverbindlich erklärt werden können. Konkrete Branchen für die Aufnahme in das Entsendegesetz sind noch nicht benannt, wie es weiter hieß. Das sei der nächste Schritt.

Glos hatte monatelang erbitterten Widerstand gegen Scholz' Pläne geleistet, obwohl sich Arbeitsministerium und Kanzleramt im Grundsatz bereits einig waren. Auch andere Unionspolitiker hatten es immer wieder als Fehler bezeichnet, dass festgesetzte Mindestlöhne im Einzelfall auch Tarifvereinbarungen verdrängen können. Dabei soll es nun aber doch bleiben, wie es weiter hieß.

Damit hat Scholz einen Etappensieg verbucht. Der Grundsatzstreit in der Koalition dürfte aber dennoch weiter gehen. So ist bereits absehbar, dass die Einigung auf Branchen, die ins Entsendegesetz aufgenommen werden, äußerst schwer fallen dürfte.

Acht Branchen hatten bis Ende März die Aufnahme in das Entsendegesetz beantragt, darunter die Zeitarbeit und das Wachgewerbe. Das Entsendegesetz regelt schon jetzt, dass unter anderem am Bau, für die Gebäudereiniger und für die Briefdienstleister tariflich vereinbarte Mindestlöhne für alle in Deutschland beschäftigten Arbeitnehmer gleichermaßen gelten. Hundt droht mit juristischen Schritten

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt warnte die Bundesregierung erneut vor der Einführung von allgemeinverbindlichen Mindestlöhnen in weiteren Branchen. Er warnte erneut vor dem Abbau Tausender Arbeitsplätze, wenn die Pläne des SPD-Ministers Scholz umgesetzt würden. "Das Beispiel Postbranche mit dem Verlust von über 6.000 Jobs im ersten Halbjahr 2008 hat uns gezeigt, wie schädlich ein Mindestlohn ist", sagte er.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.