CDU-Landeschef hat gute Umfragewerte in Rheinland-Pfalz: Baldauf will Beck abrocken

Die Misere von SPD-Chef Kurt Beck macht in seiner rheinland-pfälzischen Heimat die CDU wach. Ihr Chef, der AC/DC-Fan Christian Baldauf, setzt am Nürburgring auf Volksnähe.

Dieser Mann hört AC/DC und will die Landtagswahl gewinnen. Bild: dpa

NÜRBURG taz Christian Baldauf ist Chef der CDU in Rheinland-Pfalz. Der 40 Jahre alte Jurist aus Frankenthal wurde im Mai 2006 von den zerstrittenen Christdemokraten auf den Schild gehoben - nach dem Desaster der Union bei der Landtagswahl mit dem historischen Tief von 32,8 Prozent. "Die arme Sau!", ließen danach nicht wenige Unionisten an der Basis beim Kummertrunk an der Bar mitleidig verlautbaren. Und dass der Laden wohl "nicht mehr zu retten" sei.

Doch plötzlich hat der zunächst auch von den Sozialdemokraten um Ministerpräsident und Bundesparteichef Kurt Beck als "Oppositionslehrling" verspottete Politiker eine reelle Chance auf den Sieg bei der Landtagswahl 2011. Aktuell jedenfalls begegnet Baldauf dem im Bund glücklos agierenden Landesvater überraschend auf Augenhöhe, wenigstens in den Umfragen. Beck ist von 2,4 Punkten 2007 auf der Beliebtheitsskala auf nur noch 1,3 Punkte abgerutscht. Zudem konnte auch die CDU mit der noch vor zwei Jahren die absolute Mehrheit der Landtagssitze erringenden SPD gleichziehen: 37 Prozent.

Natürlich gefällt das Baldauf gut. Allerdings weiß er nicht so genau, ob der gerade so schön sprießende Erfolg alleine auf seinem Mist gewachsen oder auch ein Abfallprodukt der Dauerkrise ist, in der die deutsche Sozialdemokratie unter Beck republikweit steckt. "Ich kämpfe darum, dass die CDU 2011 stärkste Fraktion im Landtag wird und wir dann den Ministerpräsidenten stellen können; was die anderen machen, interessiert mich nur am Rande", sagte er auf seiner Sommerreise am Donnerstag auf dem Nürburgring. Dort besuchte er eine der größten Baustellen des Landes. Die Autorennbahn wird mit neuer Tribüne, einem Luxushotel und einer Spielbank auf VIP-tauglich getrimmt. Fürs einfache Volk wird ein künstliches "Eifeldorf" mit Gastronomie und einer gigantischen Diskothek errichtet.

Baldauf lobt die Dreihundertmillioneninvestition. Besonders, dass auch für die "ganz normalen Menschen" was getan werde. Für "ganz normale Menschen" wie Baldauf. Der Kurpfälzer gehört daheim in Frankenthal knapp 30 Vereinen an, darunter Fastnachtsvereine wie die "Flomerschummer Zwiwwlböck" und die "Roxheimer Altrhoischnooke". Ab Montag macht er Urlaub im Bayerischen Wald.

Ohne direkten Kontakt zum Volk läuft in Rheinland-Pfalz nichts. Baldauf weiß das. Der beliebteste Politiker im Land ist schließlich immer noch Rainer Brüderle, der passionierte Weinköniginnenküsser von der FDP.

Ein Kontrastprogramm zu Beck in der Öffentlichkeitsarbeit fährt Baldauf also nicht. Auch das Motto seiner Sommerreise könnte von Beck stammen: "Raus zu de Leut!" Eine Kopie von Beck ist der Christdemokrat allerdings auch nicht. Baldauf ist Hardrocker und fährt auf AC/DC und Metallica ab: Rock am Ring ist sein Ding. Auch im 41. Lebensjahr sieht der CDU-Mann noch aus wie ein Konfirmant, ist aber katholisch und Familienvater. Er ist schlank, seine Anzüge sitzen, und er schätzt neben der pfälzischen auch die französische Küche. Er kann ganze Sätze fehlerfrei aufsagen und vermeidet schiefe Sprachbilder. Beck übrigens mag die Wildecker Herzbuben und Tony Marschall.

Und politisch? Baldauf ist der Erfinder eines Modells, das längere Laufzeiten für Atomkraftwerke gegen Abgaben der Betreibergesellschaften für erneuerbare Energien tauschen will. "Jetzt spricht alle Welt davon", sagt er stolz. Den Neubau von Kohlekraftwerken lehnt er ab. Beck wirft er "Schulden- und Tagespolitikmacherei" vor. Ohne Konzepte verspiele die SPD "die Zukunft unserer Kinder und Enkel". Für ihn sei das, so zitiert er AC/DC, der "Highway to hell".

Auf dem Nürburgring donnern Lkw vorbei: Truck Grand Prix. 90 Prozent der Deutschen würden den Nürburgring kennen, hieß es zuvor. Und wie viele Rheinland-Pfälzer kennen Baldauf? "Weniger, klar", sagt er. "Aber bis zur Wahl hab ich ja noch drei Jahre Zeit. Dann bin ich bei 92 Prozent!"

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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