Neuer Leipziger Tatort, die Zweite: Friedhof und Kuscheltiere

Im "Tatort" löst das neue Leipziger Duo den zweiten Fall. Der gerät zur schwachen Therapie-Soap.

Die Neu-Leipziger Simone Thomalla und Martin Wuttke bei der Arbeit. Bild: dpa

Klar, da staubt noch eine Menge altes Beziehungsgepäck in den hintersten Winkeln ihrer Schränke herum. Ein Koffer mit Kuscheltieren und anderen Kleinkind-Utensilien ist es ganz konkret in diesem Fall.

Hauptkommissarin Saalfeld (Simone Thomalla) und Hauptkommissar Keppler (Martin Wuttke), das wissen wir ja seit einigen mäßig subtilen Andeutungen beim Amtsantritt der Fernsehermittler im Leipziger "Tatort"-Revier vor zwei Monaten, sind mal ein Paar gewesen. Dass ihre gemeinsame Vergangenheit allerdings so schnell und so plakativ in den Arbeitsalltag eingespeist wird wie in dieser zweiten Folge, hätte man nun doch nicht erwartet.

In einer engen Gasse in der Innenstadt wird eine ermordete junge Frau gefunden, offensichtlich hat sie ein paar Tage vor ihrem Tod noch entbunden. Das Neugeborene aber bleibt unauffindbar. Schnell verdichten sich Saalfelds und Kepplers Ermittlungen um drei Männer: den Ehemann des Opfers (Hinnerk Schönemann), der nichts von der Geburt des Kindes mitbekommen haben will; den letzten Arbeitgeber der Ermordeten, der offensichtlich ein Verhältnis mit ihr hatte; und schließlich auch noch ihren vorletzten Arbeitgeber, der wohl auch in einer erotischen Beziehung zur Verstorbenen stand.

So viele Männer, so viele Verdächtige - ist das nun originell oder abstrus? Als fatal für das Täterrätsel erweist es sich auf jeden Fall, dass Andreas Pflüger (Buch) und Hajo Gies (Regie) in ihrer "Tatort"-Episode "Ausweglos" wenig Interesse daran zeigen, wirklich tief im komplizierten Beziehungsgeflecht zu schürfen. Vielmehr dient ihnen der verworrene Plot um die Suche nach Mörder und Neugeborenem dazu, auf recht einfallslose Weise das wenig verschüttete gemeinsame Trauma der Ermittler aufzubrechen. Hatten die beiden doch einst ein gemeinsames Kind, das kurz nach der Niederkunft gestorben ist.

Betont undramatisch arbeiten die Filmemacher den Verlust von ehedem in die Handlung ein - und bedienen sich doch hinten herum der einfachsten Emotionalisierungstricks ihres Gewerbes: Wie Hauptkommissar Keppler einem flüchtigen Bekannten in der dritten Person vom Schicksal eines Polizistenkollegen erzählt, um die eigene Geschichte zu verarbeiten, wird genauso breit ausgewalzt wie der Gang von Saalfeld in die Abstellkammer im Hause ihrer Mutter, wo sie den ganzen niedlichen Kram des toten Kindes gelagert hat.

Am Ende, so viel darf verraten werden, werden die verwaisten Kuscheltiere allerdings ans wiedergefundene Neugeborene des Mordopfers weitergereicht. Aber, oje, da ist das Täterrätsel schon längst zur Therapie-Soap verkommen. CHRISTIAN BUSS

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