Filmportal Hulu: Kein Ami? Draußen bleiben!

Das Videoportal Hulu bietet 700 Fernsehserien und die Kinostreifen der drei größten Medienkonzerne an - kostenlos und werbefinanziert. Europäer erhalten nur leider keinen Zugang.

Viacom bietet "Colbert Report" oder "Daily Show" jetzt über Hulu an. Fehlen eigentlich nur noch die TV-Produkte von Disney Bild: scfreenshot: hulu

Michael Arrington, einer der meistgelesenen US-Blogger und bekannter Großkritiker von Web 2.0-Diensten, hat seine Meinung geändert: "Früher war ich unheimlich hart zu Hulu. Heute hört das auf." Das TV- und Film-Portal, das 2007 von den Medienriesen NBC Universal und News Corporation gegründet wurde, um Angeboten wie YouTube oder iTunes Konkurrenz zu machen, wurde in der Tat anfangs viel belächelt. Hollywood hatte sich zuvor im Internet vielfach in die Nesseln gesetzt, die Nutzer mit nervigem Rechteschutz und hohen Preisen geplagt.

Inzwischen hört die Kritik nicht nur bei Branchenkennern wie Arrington auf: Hulu hat sich mit mittlerweile über 700 Fernsehserien und Kinostreifen zu einer festen Größe gemausert. Jeden Monat schalten Millionen Nutzer zu. Das Neuartige an dem Dienst: Das oft sehr aktuelle Material mit Hits wie "The Office", "Heroes" oder "Family Guy" kann kostenlos und in voller Länge angesehen werden. Die Qualität ist dabei gut, manchmal sogar hochauflösend. Nur kurze Werbeclips unterbrechen den TV-Genuss, das aber wesentlich weniger störend, als im regulären Fernsehen. Wer möchte, kann seine Lieblingsserie sogar ins eigene Blog stellen und anderen Nutzern präsentieren. Die alte Angst der Konzerne, die Kontrolle über ihre Inhalte zu verlieren, scheint verflogen.

Nach NBC Universal und News Corporation ist mit Viacom nun seit dieser Woche auch der dritte US-Medienriese hinzugestoßen: Viacom bietet Inhalte wie "Colbert Report" oder "Daily Show" über Hulu an. Um alle Sendungen der wichtigen Hollywood-"Majors" abzubilden, müsste nun nur noch Disney bei dem Dienst mitmachen, entsprechende Diskussionen laufen.

Was die Amerikaner erfreut und dazu veranlasst, sich ihre Inhalte lieber legal über solche Plattformen anzusehen, anstatt in Dateitauschbörsen Piraterie zu betreiben, dreht den Europäern, Afrikanern und Asiaten allerdings eine lange Nase: Hulu ist nach wie vor nur in den USA zu empfangen. Der Trick dabei nennt sich "Geotargeting": Die Internet-Adresse des Nutzers wird mit einer großen Datenbank abgeglichen, in der jene IP-Nummern stehen, die zu US-Providern gehören. Wird der Nutzer darüber als Nichtamerikaner identifiziert, muss er leider draußen bleiben: Es erscheint eine Botschaft, dass Hulu seine Videobibliothek derzeit nur innerhalb der Vereinigten Staaten anbieten könne. Da kann auch ein Support-Dokument nicht trösten, in dem steht, man plane, dies in den nächsten Jahren Schritt für Schritt zu ändern.

Grund für das aus Nutzersicht kaum nachvollziehbare Ärgernis ist die noch immer komplizierte Rechtelage. Die Medienkonzerne versuchen, ihre Inhalte Land für Land zu versilbern. Aus diesem Grund müssen Europäer oft Monate warten, bis US-Inhalte über hiesige Vertriebskanäle verfügbar sind. Apples Online-Laden iTunes bietet so beispielsweise für jedes Land, in dem er aktiv ist, ein jeweils spezielles Angebot. So kann man dann in Großbritannien zwar neue Serien im Originalton erstehen, in Deutschland muss man hingegen mit der von Fans oft verhassten Synchronfassung Vorlieb nehmen.

Um aber auch von Europa aus auf Hulu und die inzwischen bei vielen anderen US-Sendern ebenfalls verfügbaren Videoangebote Zugreifen zu können, kann man sich mehrerer Tricks bedienen. So genannte Proxy-Server sorgen dafür, dass der Zugriff auf US-Websites so aussieht, als ob man aus Amerika angesurft kommt - einige davon sind kostenlos nutzbar. Alternativ kann man sich auch ein Abonnement bei einem so genannten VPN-Anbieter besorgen, der seinen Sitz in den USA hat. Die Technologie dient eigentlich dazu, Nutzer in unsicheren Umgebungen, etwa WLAN-Netzen, abzusichern. Ist der Anbieter aber in den USA beheimatet, generiert er gleichzeitig eine amerikanische Internet-Adresse, mit der gesurft werden kann - man sitzt dann etwa in Frankfurt, doch für Hulu sieht es so aus, als sei man in New York. Experten halten es allerdings für möglich, dass das Geotargeting für solche Taktiken bald angepasst wird: Zwar haben die bei Hulu beteiligten Medienkonzerne inzwischen weniger Angst vor US-Nutzern, doch Nichtamerikaner sollen draußen bleiben, so lange die Rechtefragen ungeklärt sind.

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